Geboren in der Schweiz, aufgewachsen in Kanada und jetzt wohl doch wieder in Europa gelandet: Fabian Anderhub zählt zur jüngeren Generation der Bluesrockgitarristen. „It’s A Blues Thing“ nennt er stolz sein aktuelles Album und tappt dabei doch ein ums andere Mal in die Rockfalle.
Achtung – ich muss mal wieder ernsthaft nörgeln! Es reicht mir bei einem Album nicht, dass da irgendwo der Begriff „Blues“ auftaucht. Es reicht mir auch nicht, wenn darauf Songs im klassischen 12-Takte-Schema dargeboten werden. Blues ist nicht einfach eine Frage von Namen, Technik und Komposition. Wer nicht bereit ist, sich mit all seiner Persönlichkeit in den Blues hinein zu knieen, sollte auf Plattenproduktionen verzichten.
Wenn Anderhub den Blues spielt, dann ist das Kunsthandwerk auf hohem technischen Niveau in einer blitzsauberen Produktion. Er spielt sich durch die Klassikerwelt von John Lee Hooker und Howlin Wolf bis hin in die kanadische Gegenwart. Und man fragt sich die ganze Zeit: Wo ist hier die eigenen Note? Wo hat der Typ den Blues? Nach meinem Höreindruck nirgends. Das ist aufgesetzte Mache, gekünstelte Traurigkeit, vorgetäuschte Härte. Den Blues hat auf dieser Scheibe der famose Bluesharpspieler und auch die als Gast eingeladene Layla Zoe. Aber Anderhub? Er kann blitzsaubere Solos aus dem Handgelenk schütteln. Er klingt als Sänger wie Schwiegermutters Liebling. Und er langweilt ansonsten.
Fazit: Anderhub sollte wirklich noch paar Jahre Lebenserfahrung sammeln und die Härten und Schönheiten des Lebens kennenlernen. Dann kann er vielleicht auch Blues spielen, den ich ernst nehmen kann. „It’s A Blues Thing“? – definitiv nicht. Das ist gequirlte und polierte Langeweile.