1967 schickte Leonard Chess Etta James in die Fame-Studios von Muscle Shoals. Mit "Tell Mama" kam eines der besten Alben der Sängerin. 2002 wurde das Album mit fünf bislang nicht verwendeten Liedern neu auf CD vorgelegt.
Die Fame-Studios von Muscle Shoals zählen in der Geschichte des Soul zu den wichtigsten Aufnahmeorten. Nicht nur Aretha Franklin oder Dusty Springfield nahmen dort auf. Dorthin schickten Label wie Atlantic (oder im Falle von Etta James Chess/Cadet) ihre Künstler, wenn sie ihnen einen absolut passenden Sound geben wollten. Und ermöglichten so die Entstehung von ein paar der besten Alben der Geschichte. Ich erinnere hier nur an "Dusty In Memphis" oder Franklins "I Never Loved A Man".
Bei verschiedenen Sessions zwischen August 1967 und August 1968 nahm Etta James mit den dortigen Studiomusikern unter dem Produzenten Rick Hall insgesamt 22 Titel auf. Da finden sich Cover wie das von Otis Redding übernommene "Security" oder Jimmy Hughes' "Don't Lose Your Good Thing". Entstanden ist ein packendes Soulalbum zwischen rhythmischen Krachern wie dem Titelsong oder My Mother In Law und Stücken, die manche Kritiker als "R&B noir" zu bezeichnen sich genötigt sahen: Tieftraurige Soulballaden wie "I'd Rather Go Blind". In der Mischung ist diese Platte eines der ganz wichtigen Alben des Soul überhaupt, auch wenn sie die Spitzenpositionen der Charts ebensowenig erklimmen konnte wie die ausgekoppelten Singles. Für Einsteiger in das Werk von Etta James kann man "Tell Mama" nur empfehlen.