In den sechzig Jahren ihrer Karriere wurde Etta James gefeiert als eine der besten Sängerinnen des modernen Blues. Sie kombinierte klassischen Rhythm & Blues, Soul, Funk, Blues und Jazz zu einem Stil, der sich über die Jahrzehnte zwar veränderte. Doch ihre Stimme und ihr Engagement machten sie zu einer Ikone der farbigen Musik, auch wenn ihr anders als etwa Aretha Franklin ein breiter Publikumserfolg meist verwehrt blieb. Noch immer aber gehören ihre Hits wie „I’d Rather Go Blind“, „Tell Mama“ oder „At Last“ zu den kaum zu meisternden Aufgaben für nachfolgende Sängerinnen.
Mit Hits wie „At Last“ oder „Tell Mama“ wurde die am 25. Januar 1938 als Jamesetta Hawkins geborene Sängerin bekannt. Ihren ersten Gesangsunterricht erhielt sie schon als Kind im Kirchenchor. 1952 wurde sie mit ihrem Trio „The Creolettes“ von Johnny Otis entdeckt. Und mit ihm machte sie dann auch bald ihre ersten Aufnahmen. Doch auch wenn Lieder wie „The Wallflower“ durchaus erfolgreich waren, kam ihr großer kommerzieller Erfolg erst mit ihrem Wechsel zu Chess Records Anfang der 60er Jahre. Ein Jahrzehnt war sie mit Blues, Soul, mit Gospel und poppigeren Balladen eine der erfolgreichsten Sängerinnen in den USA.
Auch wenn Chess natürlich eine der stärksten Haus-Bands der Musikgeschichte hatte, gelangen der empfindsamen Sängerin ihre besten Aufnahmen 1967 in den Fame Studios von Muscle Shoals. Dort nam sie Klassiker wie „Tell Mama“ auf und zeigte, dass in ihr eben nicht nur die großartige Soul- und Balladensängerin steckte. Nein – mit diesen Nummern sang sie auf Augenhöhe mit solchen Vertreterinnen des rhythmischen Soul wie Aretha Franklin.
Doch als dann Anfang der 70er Jahre die Disco-Musik aufkam, war es mit ihren Erfolgen zunächst vorbei. Bis 1975 blieb sie bei Chess, spielte dann eher rockigeren Blues. Allerdings war sie damals schon eine der Ikonen der farbigen Musikszene geworden.
Hinzu kam, dass sie jahrzehntelang erst von Drogen und später von Medikamenten abhängig war und damit auch immer wieder sich selbst Karrierehindernisse in den Weg legte. Aber trotzdem war sie etwa 1978 und 1980 mit den Rolling Stones auf Tournee und sang 1982 bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Los Angeles. Jerry Wexler produzierte ihr Album „Deep In The Night“ für Warner, was zwar nicht in den Charts auftauchte, aber von den Kritikern gefeiert wurde. Nachdem sie jetzt jahrelang nüchtern geblieben war, folgte ein neuer Rückfall in die Drogen. Erst ein Aufenthalt in der Betty Ford Klinik 1988 brachte sie zurück in die Spur.
Und schließlich wurden auch ihre neuen Alben wieder bei Kritik und Fans gefeiert. Platten wie „Let’s Roll“ (2003) tauchten zwar nicht mehr in den Pophitparaden auf, erlangten aber hohe Platzierungen in den Bluescharts. Für „Let’s Roll“ wurde Etta James auch mit einem Grammy ausgezeichnet. Hinzu kommen zahllose andere Ehrungen: Mitglied der Blues Hall of Fame und der Rock’n’Roll Hall of Fame, Auszeichnungen mit dem Blues Music Award,… Ihr Leben inklusive den Drogenabstürzen hat sie in ihrer Autobiografie Rage to Survive geschildert.
Endlich hatte sie nicht nur die Drogen sondern auch die Medikamente losbekommen und nach einer Magenoperation ihr massives Übergewicht in den Griff bekommen. Doch spätestens seit 2009 machen sich Fans immer mehr Sorgen um ihr Wohlergehen.
Schon zu Weihnachten 2011 war klar, dass das Leben von Etta James nicht mehr lange dauern würde. Auch wenn sie Anfang des Jahres die Intensivstation verlassen konnte, die Leukämie, an der sie ein Jahr gelitten hatte, war nicht mehr heilbar. Zusätzlich litt sie an einer fortgeschrittenen Alzheimer-Krankheit. Am 20. Januar 2012 erlag die Sängerin ihren schweren Krankheiten.
Überschattet worden war die Situation in der Öffentlichkeit lange mit einem Streit innerhalb ihrer Familie um das auf rund eine Million Dollar geschätzte Vermögen von Etta James. Erst per Gerichtsbeschluss hatten letztlich 350.000 Dollar für die Pflege der Sängerin freigegeben.