Quer über sämtliche Genregrenzen hinweg ist Lead Belly einer der einflussreichsten Somgwriter und Intepreten von Blues und Folk gewesen. Sein Repertoire wurde von Sinatra und den Beach Boys ebenso aufgegriffen wie von Nirvana, Tom Waits oder den Red Hot Chili Peppers. Auf „Lead Belly‘s Gold“ haben sich jetzt zwei der faszinierendsten Vertreter des akustischen Blues den von Lead Belly gesungenen und geschriebenen Lieder angenommen. Den größten Teil des Albums haben Eric Bibb und Jean-Jaques Milteau bei einem Konzert in Paris aufgenommen.
Klar erinnern sich viele bei der Erwähnung von Huddie Ledbetter zuerst an Stücke wie „Good Night Irene“ oder an „Rock Island Line“. Und natürlich kommt keine Würdigung des Songsters nicht ohne solche Hits aus. Doch was Lead Belly‘s Gold zu einem nicht nur musikalisch faszinierenden Album macht, die Auswahl unbekannterer Songs, die vor allem auch das Streiten des Künstlers für eine würdige, gerechte und brüderliche Gesellschaft über die Rassengrenzen hinweg deutlich macht und die von einer beängstigenden Aktualität geblieben sind. Schon der Opener „Grey Goose“ ist ein Stück, das man angesichts der tausenden Flüchtlinge, die zur Zeit unter Lebensgefahr den Weg nach Europa suchen, nicht aus einem rein historischen Blickwinkel hören kann. Letztlich sind auch Nummern wie der Chauffeur Blues oder der Bourgeois Blues in Zeiten, wo die sozialen Spaltungen in der Gesellschaft immer größer werden aktuell wie damals.
Klar: Eric Bibb ist nicht der wütende Prediger. Als Sänger und Gitarrist zählt er schon immer zu denen, die Unzufriedenheit eher mit stiller Melancholie ausdrückten, die eher die kleinen Veränderungen im privaten predigen als öffentlich zur Revolution aufzurufen. Aber genau durch seine stille Interpretation jenseits von oberflächlichem Showgehabe macht die Lieder hier umso eindrücklicher. Und Milteaus Harp setzt dazu absolut großartige Kontraste. Überhaupt gehört der französische Musiker für mich neben Sugar Blue oder Jason Ricci zu den wenigen Virtuosen, die bei aller Meisterschaft in den klassischen Spielweisen immer wieder nach neuen akustischen Möglichkeiten für die Bluesharp suchen und finden.
Ein äußerst empfehlenswertes Album! (Dixie Frog/H‘ART)