„Deeper In The Well“ hat Bibb mit Kollegen aus der Cajun- und Zydeco-Szene in Louisiana eingespielt. Wer jetzt ängstlich befürchtet, nun von gruseligen Voodoo-Grooves oder gar heftigen Funk-Attacken belästigt zu werden, sei beruhigt. Bibb bleibt auch hier seiner Linie treu: Die Musik von Eric Bibb tut niemals weh.
Ähnlich wie Keb‘ Me‘ steht er für eine harmonisch-klassizistische Rezeption von Blues und Folk. Und seine Alben passen hervorragend für stille Abende allein oder zu zweit am Kamin, wenn man denn den passenden Rotwein dazu greifbar hat.
Blues und Folk werden gezähmt und hausfrauentauglich interpretiert, wenn man es böse ausdrücken möchte. Andersherum könnte man mit gleicher Berechtigung sagen: Voller Wärme und aus einer reinen Seele heraus erklingt der Blues von Bibb fast mit einer sakralen Anmutung. Und diese Erhabenheit wird durch nichts gestört. Selbst die Cajun-Fiedeln passen sich an, statt zu einem betrunken-fröhlichen Tanzvergnügen aufzuspielen. Wie es ein Kollege richtig formulierte, hat man bei „Deeper In The Well“ das Gefühl einer harmonischen Session im Freundeskreis beizuwohnen. Warum dabei allerdings gerade „The Times They Are A-Changing“ von Dylan auf der Playlist stand, erschließt sich aus dem Rest des Albums nicht. Für Freunde akustischer Folk-Blues-Musik ist Bibbs neues Album eine eindeutige Empfehlung. Wer auch in diesem Genre auf persönliche Betroffenheit oder musikalische Spannungsbögen nicht verzichten will, sollte eher das neue Album von Otis Taylor hören.