40 Jahre ist das jetzt her? Immerhin war Engerling eine der ersten Bands, deren Konzerte ich damals im Umland von Berlin besucht habe, hauptsächlich wegen ihrer Interpretation von „Riders on the Storm“ (leider nicht Bestandteil des Jubiläumskonzertes). Engerling hält mir den Spiegel vor´s Gesicht, auch ich bin wohl 40 Jahre älter geworden, das kann ich leider nicht in Abrede stellen. Neue Songs hat Engerling gefühlte 20 Jahre nicht mehr produziert, weswegen die Erwartungen bei mir an diese Platte eher gedämpft waren. Ich hatte so den Eindruck, Engerling spielt von Jubiläum zu Jubiläum, um jedes mal einen Konzertmitschnitt auf CD oder DVD pressen zu können.
Dieses Jubiläumskonzert hat aber positiv überrascht. Eine illustere Auswahl an hochkarätigen Gästen, neu arrangierte Engerling-Titel und eine Auswahl an Blues-und Rockklassikern macht dieses Konzert zu einem Erlebnis. Auch die Tonqualität bei dieser Buschfunkproduktion ist sehr gut, was bei Buschfunkproduktionen in der Vergangenheit nicht immer der Fall war.Ich werde jetzt nicht jeden Titel durchgehen, aber die auffälligsten erwähnen. „Da hilft kein Jammern“ frisch aufgemotzt, mit der Unterstützung von Beata Kossowska an der Harp. Boddi zeigt sein ganzes Können am Piano und auch, dass er der „Boss“ dieser Veranstaltung ist. Mit dem Dylanklassiker „For ever young“, gesungen von Steffi Breiting (Masterpiece), wird wohl der Wunsch aller alten Männer auf die Bühne projiziert. „MasterPeace“ heißt die neue Band, in der Musiker aus verschiedenen Ländern zusammen spielen und Bob Dylan Tribut zollen. Dazu gehören der Gitarrist Bernd Römer (Karat) und auch Wolfram Bodag an Orgel, Piano und Harp. Von den Engerlingtiteln gefiel mir besonders Nr. 48 (aus dem Jahr 1988), wohl auch weil ich ihn bisher nicht kannte. „Schwester Bessie‘s Boogie“ wurde neu arrangiert und klingt jetzt wie Cajun-Musik. „Der Zug / Die Weiße Ziege“, einer meiner Lieblingstitel, hört sich wie neu an, auch weil Jürgen Ehle hier mitwirkt.
Natürlich standen auch Titel aus dem Stonesprogramm der Engerlinge auf dem Programm. Stellvertretend erwähne ich hier einen der Höhepunkte des Konzertes, bei dem fast alle Musiker auf der Bühne standen: „Honky Tonk Woman“
Über „Mama Wilson“, dem Tribut an Al Wilson, muss man nicht viel sagen. Es ist eben ein wunderbarer Song, auch weil hier die Bläsergruppe und die Harp von Beata Kossowska unterstützend mitwirken. Unbedingt erwähnen muss auch man noch den Auftritt von Uschi Brüning mit dem mittlerweile 81(!)-jährigen Ernst-Ludwig „Luten“ Petrowsky. Beim zweiten Titel dieses Auftrittes gesellte sich noch Gala Gahler hinzu, was leider auf der CD unerwähnt blieb. Diese Version vom „Stormy Monday Blues“ ist einfach großartig interpretiert.
Rundherum war das ein großartiges Jubiläumskonzert, was ich gerne jedem empfehle. (Buschfunk)
Vom Konzert selbst gibt es im Netz keine kompletten Klangbeispiele. Die Videos stammen also von anderen Konzerten.