Eigentlich hatte Engerling schon im Frühjahr 2010 mit einem großen Konzert ihr 35jähriges Bestehen feiern wollen. Doch die Ärzte hatten Wolfram Bodag Auftrittsverbot erteilt. Von dem im November nachgeholten Konzert, bei denen die Bluesrocker von vielen Gästen unterstützt wurden, ist jetzt eine Doppel-CD erschienen.
Nein, der Opener ist wirklich keine Überraschung: Was wäre eine Party bei [[Engerling]] ohne "Molls Party"? Aber was im November 2010 in der Berliner Kulturbrauerei vor vollem Haus zelebriert wurde, war keine rein nostalgische Veranstaltung. Nein: Engerling spielte sogar neue Stücke. Und das kam in den letzten Jahren viel zu selten vor. Manchmal schien es, als ob Bodag und Co ihre Kreativität in den letzten Jahren mehr auf die Zusammenarbeit mit Mitch Ryder konzentriert hätten und ihr eigenes Publikum immer öfter mit meist hervorragenden Versionen von seit Jahren bekannten Titeln abgespeist.
Doch dies ist vergessen, wenn man ein solches Lied wie "Niemandsland" hört: Bodag kann noch immer Lieder schreiben, die voller Lyrik sind und doch dermaßen treffend den Alltag wiedergeben, dass es regelrecht wehtut. Und auch unbekannte Nummern wie "Auf verlorenem Posten" oder "Berlin-Mitte" lassen den Fan die Hoffnung auf eine Studioplatte mit neuen Liedern von Engerling nicht aufgeben.
Natürlich geht ein Jubiläum nicht ohne den Rückblick. Und wahrscheinlich schon gar nicht ohne "Mama Wilson". Doch die anderen Lieder sind längst nicht so abgenudelt: Lange nicht mehr hatte Bodag "Es kommen andere Zeiten" angestimmt. Und auch "Da hilft kein Jammern" erklingt heute nur noch selten. Und ist doch noch immer gut.
Die Gästeschar war 2010 nicht ganz so groß wie vor zehn Jahren. Doch dem Konzert hat das hörbar gutgetan: Anstatt eine Gastnummer nach der anderen zu spielen erklingt hier eine Engerlingbesetzung, wie man sie häufiger hören möchte nämlich mit kompletten Bläsersatz. Und auch die Gitarre von Frank Diez oder die Stimme (wow – was für eine Entdeckung in der thüringischen Provinz) Steffi Breiting oder selbst Wenzel mit seiner Quetschkommode passen sich da gut ein. Was man leider von dem Auftritt von Lutz Kerschowski nicht unbedingt sagen kann. Lieder wie Heißer Sommer oder Bergab sind großartig. Doch sein Auftritt wirkt auf dem Album reichlicht uninspiriert. Schade eigentlich. Wir hatten die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Kerschowski irgendwann mal wieder mit eigener Band die Kneipen im Osten rocken würde…
Die größte Überraschung für mich war allerdings die wunderbar ironische Version von "Molls Blues", die Sebastian "Buzz Dee" Baur (ex-Knorkator) zum besten gab: Das dürfte so ziemlich die einzige Art sein, wie man sich dem Werk von Engerling von außen nähern kann. Und so ist es dann auch nur ein großes spaßiges Dankeschön, dass Engerling danach Knorkators "Ich hasse Musik" mit voller Inbrunst heruntermetalte.
Was man dem Album vorwerfen kann? Es ist zu lang. Live vor der Bühne macht es sicher Spaß, wenn sich die Band endlos durch Klassiker von Rock und Blues spielt. Doch auf Platte springt hier der Funke zu oft nicht über. Wenn man mal von "Like a Rolling Stone" absieht.
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Autor Bluespfaffe