Kammerpop mit jazzigen Anklängen für Spätsommerabende singt Eleni Mandell auf ihrem aktuellen Album „I Can See The Future“. Wer von ihr rockige Ausflüge wie auf dem Vorgänger „Artificial Fire“ erwartet, dürfte enttäuscht sein. Aber die Songwriterin hat sich ja bislang jedes Mal neu erfunden.
Oh ja, es ist Sommer, manchmal sogar „Magic Summertime“, wie die Sängerin verführerisch intoniert. „I Can See The Future“ hat musikalisch überhaupt nichts mit der Zukunft zu tun, sondern mit den magischen Popmelodien der 60er Jahre, mit dem Soulpop einer Dusty Springfield vor dem Ausflug nach Memphis, mit den zauberhaften Songs von Nancy Sinatra mit Lee Hazelwood und anderen Kostbarkeiten der Vergangenheit. Wenn es die Lieder brauchen, gibt es den Himmel voller Geigen. Nur manchmal ist ein Saxophon zu hören. Harmonium und diverse andere Instrumente untermalen die meist träumerische bis melancholische Stimmung der Lieder. Und die sind schon eher mit dem Thema Zukunft zu fassen. Nicht mit der Zukunft der Welt. Sondern eher mit der Zukunft der Sängerin, die noch immer auf der Suche nach der ganz großen Liebe ist, mit der Zukunft des ehemaligen Partners, mit der Zukunft der kleinen Kinder.
Das ist Musik für späte Abende, nichts für den Morgencafe, auch nichts für die After Work Party. „I Can See The Future“ kann der DJ einbauen nachts zwischen Roy Orbison und Lee Hazelwood. Oder vielleicht auch als Entspannung nach dem Seelenstriptease-Pop der frühen Tindersticks. Damit wird man als Hörer sanft aufgefangen und sieht statt in die dunklen Abgründe dann eben doch in eine wenn auch noch verschleierte doch lebenswerte Zukunft.