Mancherorts wird schon von der besten Bluesband Israels gesprochen – das liegt vielleicht auch daran, dass Ori Naftaly und Eleanor Tsaig mittlerweile einen großen Teil des Jahres auf Tour in den USA verbringen. Electric Blue könnte da in Israel die Lücke füllen, hat die Band doch mit Noa Hellinger eine großartige Sängerin und Mor Benda spielt eine tolle Gitarre zwischen klassischem Blues und treibendem Bluesrock. Hinzu kommt eine prägnante Harp von Ofir Venrura und eine immer präszise und druckvolle Rhythmusgruppe (Itai Rosenzweig – b, Ofer „Soli“ Solomon – dr).
Schon der Titelsong, mit dem das Album beginnt, haut voll rein: Die Stimme von Noa Hellinger packt einen von Anfang an, der Bass sorgt mit melodischen Läufen dafür, dass der Rhythmus bleich ins Blut geht. Und die Harp von Ofir Ventura (die auch schon mit der Band von Ori Naftaly zu hören war), ist das gewisse Extra, was aus der Nummer einen echten Bluesohrwurm macht.
Mit „Texas Steel“ folgt der erste von einigen längeren Jams des Albums: fast acht Minuten geben sowohl Gitarre als auch Harp genügend Zeit für einprägsame Solos.
„Black Joe“ ist punkiger Girl-Group-Blues (wenn es denn so ein Genre überhaupt gibt). Man könnte auch sagen; Hier wird rotzig losgerockt und die Band klingt mehr nach den Blackhearts als nach den Fabulous Thunderbirds. Rotzig, frech – und ziemlich einzigartig. Auch bei „Color Blue“ geht es wieder in Richtung des harten Bluesrock: ein erbarmungsloses Riff irgendwo zwischen den frühen Black Sabbath und Led Zeppelin treibt die Sängerin vor sich her. Und wenn die verzertte Gitarre dann zu ihrem Solo ansetzt, ist man vollkommen im Bluesrock der frühen 70er Jahre gelandet. Nur dass damals nur ganz wenige Frauen in der Ecke zu hören waren.
Andere Songs des Albums sind da wesentlich traditioneller – leider auch manchmal durch ihre Länge etwas langatmig. Aber das ist der einzige Schwachpunkt eines ansonsten toll rockenden Bluesalbums. Und eines ist klar: Die Ori Naftaly Band hat wirklich ernstzunehmende Konkurrenz in ihrer Heimat!