Es gibt Blues-Stars, die außerhalb ihres Fankreises ungerechterweise so gut wie unbekannt bleiben, die trotz regelmäßiger großartiger Tourneen und guter Plattenaufnahmen ewige Geheimtipps bleiben. Eb (Ebylee) Davis, geboren am 25. Dezember 1943 in der Nähe von West Memphis (Tennessee), gehört dazu.
Seit Jahren ist der „Ambassador of the Blues“ nicht nur ein unverzichtbarer Bestandteil der Berliner Bluesszene sondern auch mittlerweile in Europa und den USA immer wieder gern gesehener Gast bei Konzerten und Festivals. Zu seinen Kindheitserinnerungen gehört, wie er Sonny Boy Williamson (II) live sah, der an Wochenenden mit seiner Band in der Gegend auf flachen Eisenbahnwagen als Bühne spielte. Seine sehr religiösen Eltern verboten ihm, dorthin zu gehen, doch irgendwie hat er es häufiger geschafft, passende Ausreden zu finden. 1952 zog die Familie dann ins Mekka des Blues, nach Memphis. Eb begann damit, Gitarre und Mundharmonika zu lernen. Doch nachdem er Junior Parker und James Cotton gesehen hatte, warf er die Harp in den Mississippi.
Die Beale Street in Memphis war damals noch die absolute Vergnügungsmeile der Stadt. Und Musiker wie Bobby „Blue“ Bland oder Junior Parker gehörten zu den aufstrebenden Stars der Stadt. Eb besorgte sich einen Job als Kellnergehilfe im Handy-Club und nutzte das aus, die Musik in sich aufzunehmen: Junior Wells, B.B. King, Little Milton,… Und er bemerkte, dass Sänger wesentlich besser bei den Frauen ankamen als Instrumentalisten. Ab und zu wurde Eb bei unbekannteren Musikern zu Jam Sessions auf die Bühne gelassen. Und er nahm an den Sessions im Handy-Park teil, wo die Szene der Stadt sich traf, und wo nach seinen Erinnerungen auch der junge Elvis herumhing.
Dann machte sich Eb auf nach New York, wo schon ein Teil seiner Familie lebte. Er jobbte auch dort zunächst wieder als Aushilfe – im 521 Club in Harlem. Doch als er dann seine Band The Soul Groovers gründete, bekam sie einen festen Job als Hausband im Club. Daneben eröffneten sie auch Konzerte für Wilson Pickett oder Isaac Hayes in der Region und veröffentlichten sogar ein Album („Get Your Business Straight“) bei der Plattenfirma Musicor. Doch die verkaufte sich wohl so gut wie gar nicht. Es sollen vor allem Cover von angesagten R&B- und Soul-Hits der damaligen Zeit auf dem Album gewesen sein.
Mit Beginn der Disco-Ära verschwanden die Hausbands aus den Clubs. Auch die Soul Groovers wurden gegen einen preiswerteren DJ ausgetauscht und lösten sich auf. Eb kam 1973 erstmals nach Europa – oder zumindest bis Großbritannien. Er war für eine Tour der erfolgreichen Drifters angeheuert worden. 1979 kam er als musikalischer Truppenbetreuer auch auf den europäischen Kontinent. 1981 mietete er sich ein Apartement in Berlin-Kreuzberg und heuerte als Sänger bei der Bayou Blues Band an. Später arbeitet er oft mit Guitar Crusher zusammen, einem anderen aus New York übergesiedelten Sänger und Gitarristen. 1985 gründete er die Eb Davis Blues Band, die 1991 die CD „Good Time Blues“ veröffentlichte. 1996 folgte „Fool for the Ladies“. Weitere Platten erschienen in Deutschland und dem europäischen Ausland auf kleinen Labels.
Heute ist Davis vor allem mit seiner „Superband“ unterwegs, in der in Berlin ansässige Musiker aus Deutschland, den USA und anderen Ländern zusammenspielen. Daneben spielt er auch in kleineren Besetzungen und hat mittlerweile selbst ein Gospelalbum aufgenommen. Verheiratet ist er mit Nina T. Davis, die als Pianistin in der Superband und in verschiedenen anderen Projekten in ganz Deutschland konzertiert.