Nach langen Jahren hat das Duo Sonnenschirm mal wieder ein Studio-Album eingespielt. Duolektik, mit Unterstützung zahlreicher ähnlich gesinnter Musiker eingespielt, bringt elf Lieder im gewohnt brachialen Wortgewand.
Wobei man allerdings anmerken muss, dass der Witz des vorherigen Alben ein wenig getrübt daherkommt. Ok, sexualtheoretische Abhandlungen über die Ursachen der hohen Scheidungsziffern und das Leiden der ohne Eltern aufwachsenden Kinder (Die Nacht auf dem kahlen Berge) gehen auf jeden Fall in die richtige Richtung. Auch „Mitm Hund“ ist eine wunderbare Abrechnung mit dem Unwillen, wirklich was zu erledigen. Doch das Lachen bleibt einem häufiger im Halse stecken als früher, wo der Humor auch eher mal im Banalen gesucht wurde, um die Spannung aufzulösen. Offenhörbar ist das Album – trotz des Erscheinens am 1. April – eine eher herbstliche Platte geworden. Stücke wie die Betrachtungen eines Grabsteins über die unter ihm wesenden Knochen oder „Herbst“ sind gar leicht resignativ. Und auch wenn der Amokschütze die Komatrinkerin durch Liebe erlöst – das Schicksal hält eben nicht für jeden die Chance bereit, am Rad zu drehen. Und das Wunder von Heiligendamm hat so gar nichts mit den Politikern beim g 8 zu tun. Schlussendlich artet diese Resignation aber aus zu einer Folkparty, wenn man die Geschichte von John Maynard in Verbindung mit den irischen Auswanderern nach Amerika bringt. Literarische und musikalische Andeutungen und Namedropping führen hier zu einer der großen Brachialballaden der sächsischen Sängerzweisamkeit. Allein wegen dieser „Ballade von einem der Iren“ lohnt sich die Anschaffung von Duolektik für aller Freunde des brachialen Sprachwitzes und der irischen Folklore.