Wenn mich irgendeine Musik tödlich langweilt, dann ist das alles, was heutzutage als Ambient angeboten wird. Statt dass man sich wirklich mit den großen Vorbildern wie Brian Eno (oder noch besser: Eric Satie) beschäftigen würde, lassen zahllose Computerspieler ihre ach so atmosphärischen Klangwolken ohne Sinn und Struktur auf die arglose Hörerschaft los. Als ich dann die Band Dirty Steve unter dem Label Blues/Ambient fand, war ich zunächst gar nicht angetan.
Denn der Blues als lebendige Musik zur Widerspiegelung seelischer Befindlichkeiten oder als Ausdruck aktueller Erlebnisse passt für mich so gar nicht zur Vorstellung akustischer Klangtapeten. Doch dann gab ich mir einen Ruck und begann zu hören. Und schon bald schlich sich ein Lächeln in mein Gesicht: Ist gar kein Ambient in dem geschilderten Sinne, was das Projekt um Gitarrist Steve und Bassistin und Keyboarderin Reagan da anrichten. Sondern eher ein hypnotischer Instrumentalrock mit deutlichen Bezügen zum Blues und auch zum Surfrock.
Irgendwann 2007 hatten die beiden Mitglieder einer Coverband in Corona, Kalifornien, Lust drauf, etwas eigenes zu machen. Und das wurde – mit Unterstützung weiterer Musiker dann eine Form des äußerst hypnotischen Bluesrock, wie man ihn sonst kaum zu hören bekommt. Musik, die weniger zur akustischen Untermalung gepflegter Langerweile dienen kann sondern eher tauglich ist für Filmsoundtracks der düster-staubigen Art. Vielleicht sollte ich hier noch mal an die portugiesische Dead Combo erinnern. Wo deren Musik zu verspielt ist, da passen die Gitarrenlinien von Dirty Steve genau hin. Und bevor man völlig in einen komplett enstpannten Zustand hinübergleiten kann, rockt Steve („Summer Swell“) gewaltig los und lässt die Klapperschlangen in der Wüste Freudentänze aufführen. Da wird deutlich, dass er sowohl Buddy Guy als auch ZZ Top genau studiert hat.
Und daher ist es auch kein Wunder, dass die Musik grade in der Hot Rod-Szene oder bei Extrem-Tunern beliebt ist und auch schon zur Untermalung diverser Werbevideos für derartige Veranstaltungen eingesetzt wurde. Mit „Hell Or High Water“ hat Dirty Steve bislang eine CD auf dem Markt. Einen Teil der Einnahmen spendet die Band im Übrigen für ein Projekt gegen Tierquälerei.