Am Dienstag, dem 5.6.12, 10 Uhr, erklingt im Dom St. Nikolai in der Geistlichen Morgenmusik die wohl früheste erhaltene Kantate Bachs „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“ (BWV 131), komponiert in seiner Zeit als Organist in Mühlhausen. Damit beginnt der Reigen der Geistlichen Morgenmusiken täglich um 10 Uhr, die das „Herzstück“ der Greifswalder Bachwoche sind, da hier die für den Gottesdienst komponierten Kantaten Bachs im gottesdienstlichen Rahmen aufgeführt werden.
Dafür gibt es ab Dienstag auch wieder – als Spezialität der Bachwoche! – jeden Abend um 18 Uhr im Lutherhof, Lutherstr. 8, die Möglichkeit, im Rahmen eines Mitsingprojektes selbst die Chorsätze mit einzuüben und am folgenden Morgen mit aufzuführen – und zwar zusammen mit den Instrumentalisten des Kammerorchesters der Komischen Oper Berlin und exzellenten Gesangssolisten (Brita Rehsöft, Sopran; Annerose Kleiminger, Alt; Benjamin Kirchner, Tenor; Johannes Happel, Bass) unter Leitung von KMD Prof. Jochen A. Modeß. Am Dienstag singt noch der Kammerchor des Instituts für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Greifswalder Universität. Und noch ein Reigen beginnt: Mit Bischof Dr. Andreas von Maltzahn, Schwerin, („Sprengel Mecklenburg und Pommern“ der Nordkirche; Wahrnahme des Bischofsamtes im Bereich Mecklenburg) predigt die erste der „bischöflichen Personen“ der neuen Nordkirche und jeden Morgen kann man eine weitere hören!
11 Uhr führt der Dresdner Musikhistoriker Michael Heinemann im Vortrag „Bachs nordische Tragödie“ anhand einer extremen Facette in das breite Spektrum der Deutungen Bachs ein, die sich das Werk des Thomaskantors bis heute hat gefallen lassen müssen. Heinemann gilt als einer der wichtigsten Erforscher der „Bach-Rezeptionen“ (Konferenzraum der Universität).
Ein Genuss für Orgelfreunde: 16 Uhr greift im Dom St. Nikolai Prof. Roman Perucki aus Danzig in die Tasten. Er ist Organist an der Kathedrale von Oliva (Gdansk) und ist weltweit als Orgelsolist und Juror von Orgelwettbewerben gefragt. Im Orgelkonzert stellt er neben Werken von Bach die vor allem im hanseatischen Raum gepflegte Orgelkunst des ausgehenden 16. Jahrhunderts vor, bewahrt in im heutigen Gdansk beheimateten „Tabulaturen“, Sammlungen von Orgelstücken, die nicht in Form von Noten, sondern in der Regel mit Buchstaben niedergeschrieben wurden.
Beim „Nordischen Abend“ (20 Uhr, Dom St. Nikolai), dem traditionellen Begegnungskonzert der Bachwoche, treffen moderne skandinavische Komponisten auf den Meister: „Immortal Bach – Unsterblicher Bach“, so nennt z.B. der norwegische Komponist Knut Nystedt sein berühmtes Klangexperiment über das Schemelli-Lied „Komm, süßer Tod“. Unsterblichen Bach pur gibt es u.a. mit der Motette „Fürchte dich nicht“! Und die Begegnung der Bachwochenbesucher untereinander wird nicht nur am Buffet in der Pause möglich sein, sondern sogar mittels finnischem Tango!
Die insgesamt 40 Veranstaltungen der 66. Greifswalder Bachwoche, davon 22 kartenpflichtige Kon-zerte, sind im Detail nachzulesen auf www.greifswalder-bachwoche.de.