DIENSTAG, 14. JULI 2009
Robert Cray @ Floores Country Store

Ich würde niemals versuchen, eine ausgewogene Rezension seines Konzerts am letzten Sonntag zu schreiben, will aber versuchen, einige Dinge über ihn hier im Blog zusammen zu tragen.

Wenn Sie sich noch niemals um Robert Cray gekümmert haben, wenn Sie nie über seine großen frühen Hits wie "Smoking Gun" und "Right Next Door" hinausgekommen sind, dann dürfte dieser Beitrag nichts für sie sein. Dennoch, unter all den Blues-Künstlern in der Welt, im Mainstream oder nicht, hat Robert Cray eine ganz eigene Stimme, ist er ein echter Meister. Es gibt viele große Blueskünstler in der Welt, die sich nicht weit genug aus dem Fenster lehnen, um dem Blues eine wirklich eigene personelle Note zu verleihen. Und meiner bescheidenen Meinung nach können das viele nicht, weil sie eines gemeinsam haben: Wenn sie singen, dann haben sie keine von diesen großen "Blues"-Stimmen. Bluesleute reden oft über die Gitarre, das Piano, die Harmonika usw., wenn sie über Blues-Giganten von damals und heute reden. Oft wird dabei die Stimme übersehen, der Blues-Stil ebenso wie die stimmlichen Qualitäten. Im Falle von Mr. Cray ist das allerdings der entscheidende Fakt. Zu sagen, der Mann könne singen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Er ist möglicherweise die großartigste "Stimme" im modernen Blues seit B.B. King – der immer noch mit Leib und Seele wie wenige seines Alters den Blues singen kann. Mr. Cray kann außerdem Songs mit rhythmischen und harmonischen Feinheiten schreiben, die nicht nur seine Fähigkeiten als Gitarrist herausstellen (aber nie mehr als nötig), sondern auch seine überirdischen Qualitäten als Sänger. Er ist ein Soul-Sänger, zugegebenermaßen, und er ist als Bluesman absolut umwerfend, weil er einer ist.

Seine Fähigkeiten als "Blues-Stringer" nicht aufzuführen, wäre allerdings auch ungerecht. Ich hatte die Chance, einen Blick auf sein Equipement zu werfen: zwei Matchless und ein Vibro-King. Keine Pedale außer für den Switcher. Ganz einfach die Stratocaster direkt in den Verstärker. Sein Gitarrenspiel kann wild sein, wenn er es so will, bleibt aber sauber und kräftig. Sein Vibrato ist, wenn man es einfach so sagen will, perfekt: langsam und breit. Er liebt es, die Dreiklänger, die kleinen Cluster von Blues-Stimmungen zu verschmelzen. All das aber nicht schrill, sondern in seiner unnachamlichen Art tief mit einem unwahrscheinlichen Sinn für Timing, Stimmung und Bluesgefühl. Meiner Meinung nach ist Cray einfach einer der besten modernen Bluesgitarristen der letzten 50 Jahre. Ich glaube, er wird so ein Gitarrist wie Hubert Sumlin werden, dessen Spiel von allen Schülern studiert werden muss. Er verdient es, im Alter zu einer echten Legende der Blues-Tradition zu werden. Denn sein Spiel ist einfach brilliant: so geduldig und aussagekräftig. Jede Note ist wie ein ausformulierter Satz, jede Phrase ein kompletter Gedanke. Robert Cray spielt keine Licks, du kannst nicht lernen, wie er zu spielen, indem du seine Riffs klaust. Denn sein Spiel ist vollkommen auf Kommunikation und Verbindung zum Hörer hin ausgerichtet. Es ist so innerlich und persönlich, dass es einfach keinen schnellen Unterricht dafür geben kann, keine Sammlung von Riffs – denn das käme seiner Hinrichtung gleich. Was er als Gitarrist leistet, diese unberührbare Qualität, diese Finesse: das ist der Schlüssel für den wahren und großen Blues-Ton, wie jeder angehende Gitarrist wissen oder zumindest in Erwägung ziehen sollte. Wie ich schon bemerkt habe: Er klingt einfach nur nach sich selbst. Er ist ein echter Meister der Musik.

Wie muss es wohl sein, den ganz großen Blues-Gig zu leben, fragte ich mich, als ich keine fünf Meter von ihm die ganze Nacht da stand, draußen in der stehenden texanischen Hitze. Der Tourbus stand draußen, das dankbare Publikum war da, um bewegt zu werden und sich zu bewegen. Die außergewöhnliche Band, die Nacht für Nacht spielt, um deine Arbeit zu unterstützen – und natürlich ihre eigene Karriere voranzubringen. Der Blues, so musste ich mir wieder in Erinnerung rufen, ist ein eigener Stamm. Diejenigen, die das Glück haben, vom "Blues Bug" gebissen zu werden, bekommen ihn. In dem Moment bekamen wir ihn händeweise von einer lebenden Legende des Blues, von Robert Cray.