Mit ihren ersten beiden Alben waren Delta Spirit von der Kritik zur aktuellen Folk/Americana-Bewegung geschlagen worden. Dass die Kalifornier eigentlich schon immer eine Rockband sein wollten, stellen sie mit ihrem selbstbetitelten dritten Album unter Beweis.
Es gibt sie immer, die Sehnsucht, den großen Roman zu schreiben, der all die Probleme der Gegenwart auf den Punkt bringt, die Sehnsucht, mit einem Album all das zusammen zu fassen, was man als Wirklichkeit wahrnimmt. Manche Bücher, Bilder oder Alben schaffen es dann auch, als Ikonen ihrer Zeit in der Zukunft wahrgenommen zu werden. Und weil das so ist, wird die Sehnsucht eigentlich von jedem ernstzunehmenden Künstler geteilt, treibt sie einen dazu an, seiner Vision immer noch ein Stück näher zu kommen.
Manchmal verliert man bei der Arbeit aber auch das aus dem Blick, was die bisherigen Werke zu etwas Besonderen gemacht hatten. Wie etwa Delta Spirit. Es ist völlig ok, sich musikalisch neu zu erfinden. Es ist sogar ein Zeichen dafür, dass man wirklich noch selbst denkt und sich nicht vorschreiben lässt von Fans und Presse, wie man zu sein hat. Aber das dritte Album „Delta Spirit“ lässt für mich das vermissen, weshalb ich die fünfköpfige Truppe aus San Diego gemocht habe. Ich höre hier ein stinknormales Independent-Rock-Album. Es ist sicher nicht schlecht. Die Songs gehen ins Ohr, verblüffen manchmal mit elektronischen Spielereien und sind auch sonst ok. Aber: Es fehlt für mich das Einmalige daran. Das ist für mich nichts wirklich Besonderes. Und das waren die Songs von „History From Below“ oder „Ode To Sunshine“ mit ihren Bezügen zum Rootsrock, zur weiten Geschichte der amerikansichen Popmusik, zum Folk. Schade drum. Wer solche Rockmusik mag, wird an der Scheibe sicher seinen Spaß haben. Ich hatte mir allerdings mehr erwartet. Und der Webmaster meinte eben: Mach das aus. Und das tut er sonst nie, während ich arbeite.