Das Volksdorfer Bluesfestival sei das kleinste Bluesfestival der Welt, hat  der NDR-Musikmoderator Knut Benzner in einer seiner Sendungen behauptet. Ob das wirklich zutrifft, war den Gästen im nahezu ausverkauften FLAVA-Club egal. Am 6. Oktober 2012 fand das 4. Internationale Volksdorfer Bluesfestival statt. Text: Sven Wussow (Hoisbüttel), Fotos: Dirk Schellmann und Florian Protsch.

 

Die Initiatoren des diesjährigen 4. Volksdorfer Bluesfestival am 6.Oktober diesen Jahres können zufrieden sein. Dies wundert nicht, denn das internationale Programm war es allemal wert dabeizu sein. Pünktlich startete das Quartett um MAGDA PISKORCZYK und bot entspannte, besonnene bluesige polnische Lieder mit viel Rhythmus, die zum Teil ausschweifend und improvisiert daher kamen. Immer wieder rief Magda mit ihrer rauchigen, imposanten Stimme zum Mitmachen, zum Mitklatschen auf, was dem Publikum gefiel.

Nach einer kurzen Umbauphase betrat BEN PRESTAGE, die One-Man-Band aus Florida die Bühne des Flavaclubs und machte innerhalb der nächsten anderthalb Stunden klar, warum er das Highlight des Abends war. Die mit Witz und Charisma herausgehauenen Lieder aus seiner Heimat, die, wie er erklärte, das Dixieland sei, waren sehr unterschiedlich und kamen zum Teil fremdartig rüber. Es waren aber immer Geschichten des Lebens, die er mit seinem langen Bart vortrug. Ben spielte Gitarre, mit wahnsinnigem Picking in zum Teil irrer Geschwindigkeit; gleichzeitig betätigte er rhythmisch mit den Füßen Hihat, Basstrommel und Snare auf Socken – die schweren „dusty boots“ hatte er vorher an den Bühnenrand gestellt. Er wechselte häufiger seine Gitarren, erklärte diese, nahm einen großen Zug von seinem Schnaps und holte dabei extravagante, für ihn gebaute, einzigartige Gitarrenmodelle hervor. Diese waren derartig modifiziert, dass sie klangen als würden Lead- und Bassgitarren gleichzeitig erklingen. Damit war (s)eine One-Man-Band vollständig, die am Schluß seines fulminanten Sets auch vorstellt wurde, jeweils sich selbst nennend. Das war lustig und die anstehende Umbaupause konnte diesem Schmaus nichts anhaben. Weit nach Mitternacht betraten WELLBAD aus Hamburg die Bretter, die die Welt bewegen. Ihre Mixtur aus akustischen Balladen, schmissigen Bluestiteln mit einer rauchigen, zermarterten Stimme konnte nicht ganz so überzeugen, da diese Musik etwas aufgesetzt wirkte. Insgesamt schaffte es aber diese Gruppe aus jungen Hanseaten aber, den gelungenen Abend abzurunden.

Man darf auf das 5. Volksdorfer Bluesfestival 2013 gespannt sein und hoffen, dass es wieder im Flava stattfinden kann – dieser Ort beherbergt das Festival optimal.

Artikelfoto: Ben Prestage (Foto: F.Protsch)