Schon der Opener „What You Gonna Do“ lässt einen verstehen, wieviel die Blues Brothers von ihrem Freund gelernt haben, als sie ihre Band gründeten: Eine fette Band mit noch fetteren Bläsern treibt den Sänger zu stimmlichen Höchstleistungen an, für die die Bezeichnung „Blue Eyed Soul“ auf Grund der Power und Ausdruckskraft Selgados eine Beileidigung wäre. Ob er Funk Songs von Johnny Guitar Watson („Strung Out“) oder George Clinton („Gettin‘ To Know You“) oder gar Stücke von Otis Redding („Love Man“) interpretiert – Salgado ist einfach ein Soulsänger, er muss nicht so tun als ob. Und wenn er (selten genug) seine Bluesharp erklingen lässt, dann stimmt auch hier jede Note. Und man wünscht sich, das Lied wäre doppelt so lang – der an Paul Butterfield erinnernde Harpsound passt einfach derartig gut in den fetten Soulsound der Band, dass es schon fast wehtut.
Man könnte ja jetzt bösartig drauf hinweisen, dass das alles komplett „retro“ ist. Doch wahrscheinlich würde Salgado genau das sofort selbst zugeben. Und man müsste sich zu Recht fragen lassen, wie man denn eine Sammlung von Soul- und Bluesklassikern denn heute gültig interpretieren könnte, ohne sofort die Klangideale der späten 60er Jahre zu zitieren. Ich jedenfalls hab solche Debatten satt und höre lieber noch mal „A Woman Or The Blues“, eine der besten Nummern des Albums, einen rockenden Soulblues, der die ganze Brillianz dieses Sängers noch mal auf den Punkt bringt. Und dann höre ich mal wieder den Blues Brothers Sountrack und sofort hinterher ein paar Alben der Downchild Blues Band aus Kanada – das zweite große Vorbild für Jake und Elwood Blues. Und damit ist der Tag dann gerettet.