Das ist Chicago. Blues, Blues, Blues. Die Musiker zog es aus allen Landesteilen in die „Windy City“. Einige wurden berühmt, andere starben namenlos oder gingen fort, wieder andere arbeiteten daran, den klassischen Sound zu entwickeln und ihn über viele Dekaden zu erhalten und zu bereichern.
Jetzt gibt es erneut ein absolutes Highlight für uns zu entdecken: die CHICAGO BLUES ALL-Stars. Das Rezept ist einfach, man nehme die besten Musiker der Stadt, lasse sie über Jahre miteinander spielen und warte ab, was dabei entsteht.
Hier trafen sich ganz besondere Typen. Der Chef ist Chicago Slim (Dr. Daniel Ivankovich – Guitar, Vocals). Er war bereits mit 18 Jahren musikalischer Direktor bei Otis Rush, spielte mit Chuck Berry, Willie Dixon, Buddy Guy, John Lee Hooker und Albert King. Ein Mann, der als Arzt arbeitet und sich dank ausgeprägtem sozialen Gewissens in bewundernswerter Art für unterprivilegierte Menschen einsetzt. Der zweite Gitarrist und Sänger ist „Killer“ Ray Allison. In seiner Biographie tauchen Namen auf wie James Cotton, Buddy Guy, Koko Taylor, Muddy Waters und Junior Wells.
Die All-Star Horns Johnny Cotton, Garrick Patten und Kenny Andersen standen u.a. mit James Cotton, Ohio Players und Johnny Winter auf der Bühne, teilten sie aber auch mit zeitgenössischen Stars wie Lenny Kravitz, Liquid Soul & Lubraphonics.
Roosevelt „Mad Hatter“ Purifoy am Keyboard, Johnny B. Gayden am Bass und Jerry Porter an den Drums runden das Spektrum ab.
Auf der brandneuen CD „RED, HOT & BLUE“ hören wir erstmalig Anji Brooks al Sängerin. Über Anji habe ich nichts weiter erfahren können, aber auf der CD können wir sie hören und wie. Ihr Wang Dang Doodle werde ich wohl nicht vergessen – Koko Taylor hätte sich bestimmt sehr über diese Version gefreut. Eine junge Frau mit Riesenstimme aus Chicago.
Wer nun glaubt, es handele sich um eine weitere klassische Chicago Blues-CD der irrt gewaltig. Klar, es gibt die wunderbaren unvergänglichen Klangmuster. Aber welch ein Sound, welch eine Spielfreude und absolute Power kommt uns da aus unseren Lautsprechern entgegen. Starke Gitarren singen und schneiden, das Keyboard setzt seine Akzente, die Rhythmusgruppe treibt erbarmungslos, der oft mehrstimmige Gesang paßt und fetzt (nicht zuletzt dank Anji Brooks), die Bläser bilden eine perfekte Einheit – Blues und Funk gehen eine untrennbare Fusion ein. Es fällt schon schwer, den Verstärker auf Zimmerlautstärke zu dimmen und ruhig sitzen zu bleiben.
Auf der CD finden wir gute alte Bekannte wie „Walking the Dog“, „Rock me Baby“ ebenso wie Chicago Slim’s „Everything’s going to be Alright“ und „Feeling Sexy“ von Phil Guy. Alles in eigener Interpretation und eigenständig.
Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, daß die Band gern bei uns spielen möchte – hoffentlich klappt das. Noch müssen wir uns mit der CD begnügen, die leider noch nicht in Deutschland veröffentlicht wurde. Wer sich schon jetzt für die CD interessiert, melde sich bitte bei der Redaktion. (Azure Music AZR 1001)