Charlie Sayles hat in seinem Leben schon mit den verschiedensten Musikern zusammengespielt: Mit Pete Seeger ebenso wie mit dem Bluegrass-Spieler Bill Monroe oder dem Bluesman Bobby Parker. Und auch wenn er in den letzten Jahren schon verschiedene Alben veröffentlicht hat, ist er nie wirklich aus dem Schatten heraus getreten. Vielleicht gelingt es mit diesem Album, das Sayles gemeinsam mit Gitarrist Tony Fazio und seinen Blues Disciples eingespielt hat.
Am Anfang steht der Glauben. Sayles singt über Zeiten, wo es einfacher war, regelmäßig zu beten, er singt über Jesus selbst oder die Ketten, die ihn selbst am Boden festhalten. Aber eigentlich macht er sich viel mehr Sorgen über die Menschen um ihn herum, die genau die gleichen Fehler wie er machen: zuviel trinken, Drogen und ähnliche Dinge, die einem das Leben zerstören.
Dagegen sind die Erinnerungen, die er an „Vietnam“ hat ganz andere: Sayles diente in den 60er Jahren dort als Mitglied der Fallschirmjäger. Er erinnert sich in seinem Song an Orte, wo Jets wie Vögel am Himmel kreisten und wo man nicht wusste, ob man den nächsten Tag noch erleben würde. Aber letztlich war dort wenigstens klar, wo der Feind steht. Da konnte er sich nach seiner Rückkehr nach New York schon nicht mehr so sicher sein.
Sayles singt ebenso über die Nachwirkungen übler Parties, wo man am nächsten Morgen Lachen und Heulen gleichzeitig möchte, über Frauen, die gut kochen Können oder darüber, dass man heutzutage viel mehr in Wind- und Sonnenenergie investieren sollte. Das sind Bluessongs ganz aus dem einfachen Herzen eines Menschen, der in seinem Leben schon so ziemlich alles erlebt hat. Und wenn er zur Harp greift, findet er immer die dazu passenden Klänge und Läufe. Manche Harpspieler kann man ja sofort beim ersten Riff erkennen. Sayles gehört nicht dazu – zu schnell wechselt er zwischen verschiedensten Stile, schnellen Läufen, fetten Riffs und bislang ungehörten percussiven Spielweisen. Und genau das macht dieses Album zu einer echten Entdeckung.