Quasi als Weihnachtsgeschenk für die Freunde der Bluesharp erschien am 24. Dezember 2013 das neue Album von Charlie Musselwhite. „Juke Joint Chapel“ wurde im Sommer 2012 live im historischen Shack Up In in Clarksdale (Mississippi) mitgeschnitten. Ein Livealbum wie es sein muss: rauh, direkt – und direkt aus dem Herzen gespielt.
Der Blues sei „secular gospel music“ meint Charlie Musselwhite, Musik, die einem in guten und schlechten Zeiten hilft. Und wie er diese Definition versteht, kann man auf „Juke Joint Chapel“ hervorragend nachvollziehen: Ob er mit seiner Band eigene Stücke spielt oder Klassiker wie „It Ain‘t Right“ oder „Roll Your Moneymaker“: Seine Harp übernimmt das eigentliche Erzählen der Geschichten. Sie holt einen ab und schickt einen unwillkürlich auf Reisen durch Erinnerung, Traum und Gegenwart. Wenn sie zu einem Solo ansetzt, weiß man noch nie, wo man schließlich landen wird. Nur, dass es genau der richtige Ort sein wird.
Auch wenn Musselwhite ganz aus seinem großen Herzen heraus spielt – unbestreitbar ist natürlich, dass sein Harpspiel heutzutage kaum Konkurrenz hat. Hier ist einer der letzten großen Virtuosen des klassischen Chicagoblues zu hören. Und seine Band (Matt Stubbs – g, June Core – dr, Mike Phillips) setzt genau die richtigen Grooves, Stubbs Gitarrenlinien bilden mit ihrer rauhen Wucht den Kontrast zur Harp und unterstreichen Musselwhites Gesang. Getreu der Location wird hier Juke Joint Blues gespielt: Tanzbar, schweißtreibend – und voller Spiel- und Improvisationsfreude. Lange nicht mehr ein so gutes Blues-Live-Album gehört! Und noch nie eine derartig wundervolle Fassung von Little Walters‘ „It Ain‘t Right“ – fast zehn Minuten Bluesharp der Referenzklasse. (Henrietta Records/cdbaby)