Candye Kane ist eine der Sängerinnen, deren Leben gut Stoff für einen Hollywood-Streifen abgeben könnte. Vom Pin-Up-Girl bis zu einer der wichtigsten Frauen im Blues der Gegenwart würde der Streifen reichen. Und die Musik dazu? Wahrscheinlich swingender Jump-Blues voller Sex-Appeal wie auf ihrem neuen Album "Sister Vagabond".
Ihre Konzerte sollten Menschen durch die positiven Energien helfen, meint Candye Kane. Sie weiß, wovon sie spricht. Schließlich hat sie in den letzten Jahren erfolgreich gegen den Krebs angekämpft. Dass sie allerdings im Sommer wegen möglicher Sexjobs in der Vergangenheit und eventuellen homosexuellen Neigungen von Bluesfestivals in den USA ausgeladen wurde, hat die Sängerin dann doch gewaltig empört. Schließlich zählt sie seit Jahren zu den am eifrig tourendsten Frauen im Blues weltweit. Und sie unterstützt die verschiedensten Wohltätigkeitsorganisationen mit ihrer Musik. Dass man ihr jetzt ihre kaputte Vergangenheit vorhielt, war mehr als peinlich – oder doch bezeichnend für die amerikansiche Scheinheiligkeit?
"Sister Vagabond", ihr aktuelles Album für Delta Groove entstand gemeinsam mit ihrer langjährigen Gitarristin Laura Chavez. Es ist eine der Platten, die von vorn bis hinten absolut zwangsläufig und perfekt wirken und einen beim Hören einfach nicht mehr loslassen: Der Blues swingt, die Gitarre hat den nötig lässigen Twang, der irgendwo zwischen der Surfmusik von Dik Dale und dem Rockabilly-Treffen um die Ecke klingt. Und dann diese Stimme: Sexy, voller Kraft und Lebensfreude. Nicht umsonst hat Dan Akroyd Candye Kane einen Platz in seinem Sampler der 30 wichtigsten Frauen im Blues eingeräumt: Das ist perfektes Entertainement und ehrliche Musik gleichermaßen. Kane singt den Blues ebenso ehrlich und überzeugend wie Girlgroup-Pop im Stile der 60er, mixt dazu noch eine ordentliche Portion Swamp-Pop a la Louisiana und serviert damit eine wundervolle Scheibe, die so schnell nicht aus dem Player kommen dürfte.