Die Verschmelzung der unvereinbarsten Stile gehört irgendschwie schon immer zu Camper Van Beethoven. Und so ist ihr achtes Album „La Costa Perdida“ eine nicht so überraschende Weiterentwicklugn, wie das manche Fans und Kritiker so behaupten. Nur dass eben niemand von den Ex-Punks erwartet hat, dass sie ein durch und durch von der Sonne Kaliforniens durchdrungenes Werk vorlegen würden.
Wie kann man als Alternativ-Rock-Band in Würde und Integrität altern? Der definitiv falsche Weg sind auf jeden Fall ständige Wiederholungen der alten Klischees – oder gar Tourneen, die allein auf die Vorlieben der mit einem alt gewordenen Fans abgestimmt sind. Sich musikalisch immer neu herauszufordern ist konsequent aber gefährlich, weil man ja jemanden vor den Kopf stoßen könnte. Bowie hatte – bis zu seiner letzlich vollzogenen ziemlich gloriosen Wiederauferstehung aus jahrelangem Schweigen – lange Jahre immer wieder jegliche Erwartung durchkreuzt. Selbst die von Menschen, die einfach nur gute Musik von ihm erwarteten. Camper Van Beethoven haben seit ihrer Wiedervereinigung nur selten den Weg in Plattenstudios gewählt. Und wenn sie das taten, kam jedes Mal eine Überraschung heraus. Zuletzt eine Rockoper voller Zorn auf die Zustände in Bush-Amerika. Und auch diesmal sind manche wieder schockiert. Denn plötzlich sind die Herren musikalisch ganz in ihrer kalifonrischen Heimat gelandet mit Auslfügen in Country-Rock, in Pop und sogar in die Gefilde der Beach Boys wagten sie sich mit der Hymne an die „Northern California Girls“ (inklusive des als Peach Boys bezeichneten Chores!). Die Wut auf die Verhältnisse kommt immer mal wieder durch, aber oft ist hier die Melancholie zu spüren – oder sollte es gar die Altersweisheit sein? Wie auch immer: der permanente und plötzliche Stilwechsel innerhalb von Liedern, der seit jeher zu ihnen gehört wie die Angst des Teufels vor dem Weihwasser, lässt ein Abgleiten in Resignation niemals zu.
„La costa Perdida“ ist unterhaltsam im besten Sinne, es ist hörbarer für mich als viele ihrer sonstigen Alben. Und aus diesem Grund kommt es auch bei etlichen Kritikern nicht so gut weg. Kann ich nicht verstehen. (429/Membran/Sony)