Doch Guys Weg zum internationalen Erfolg war weder kurz noch leicht. Tatsächlich hätte Guy seine Hoffnungen auf eine musikalische Karriere in den Wind schreiben können, kurz nachdem er nach Chicago kam, wäre da nicht Muddy Waters gewesen. Waters hörte ihn eines Nachts in einem Club spielen und erkannte, dass dieser junge Gitarrist hochtalentiert war. Guy erinnert sich an jenen Abend:
”Ich hatte seit drei Tagen nichts mehr gegessen und versuchte, mir Geld zu pumpen, um meine Mutter anzurufen und ihr zu sagen, dass ich nach Louisiana zurückkommen würde. Und da kaufte mir Muddy Waters ein Sandwich und lud mich damit in seinen Chevrolet Kombi ein. Er sagte: ’Dass du Kohldampf hast, ist offensichtlich.’ Aber dadurch, dass Muddy Waters mit mir redete, war mein Hunger wie weggeblasen. Einfach ’Hallo’ zu ihm zu sagen, machte mich schon satt. Ich war so glücklich, dass ich meine Magenkrämpfe nicht mehr spürte. Ich sagte ihm das, und Muddy antwortete: ’Steig ein.’ Genau das waren seine Worte. Wir befanden uns vor dem 708 Club, das Auto war direkt vor dem Eingang geparkt. Und er fuhr fort: ’Jetzt setz dich erstmal und iss.’ Ich sagte: ’Ja, Sir.’ Ich wünschte, er würde noch leben. Ich habe ihn danach, ehe er starb, oft gesehen und ihm jedesmal gedankt und ihm immer wieder erzählt, wieviel besser es mir ging, nachdem er mir in jener Nacht Mut gegeben und mir ein Sandwich gekauft hatte.“
Buddy Guys Geschichte beginnt am 30. Juli im Jahre 1936 in Lettsworth, Louisiana. Lettsworth liegt nordwestlich von Baton Rouge, ganz nahe am Cajun Country, ist aber nur auf wenigen Landkarten eingetragen. Mit 13 Jahren griff Buddy Guy zum ersten mal zur Gitarre.
”Niemand hat mir je etwas beigebracht. Ich war allein dort draußen auf dem Land, allein mit dieser Gitarre, die nie alle Saiten hatte. Aber dann eines Tages hörte ich John Lee Hooker im Radio, und der Sound ließ mich nicht mehr los. Ich versuchte und versuchte, ihn auf meiner Gitarre zu produzieren. Meine Brüder und Schwestern jagten mich aus dem Haus, da sie das Geklimper so langweilig fanden. Und ganz plötzlich griff ich in die richtigen Saiten und hatte diesen John Lee Sound gefunden. Ich spielte ihn zwei, drei Stunden lang, da ich Angst hatte, ihn nie wieder zu finden, wenn ich die Saiten losließe. Meine Hand war wie festgefroren!“