Eine stoische E-Gitarre, eine vor Energie zeitweise überschnappende Stimme – Boyd Rivers war ein äußerst eindrücklicher Blues-Gospel-Prediger. Mit „You Can‘t Make Me Doubt“ erscheint jetzt erstmals ein komplettes Album des 1993 verstorbenen Sängers.
Es gibt Musiker, die selbst in Zeiten des Internet kaum fassbare Legenden bleiben. Wenn man nach Informationen über Boyd Rivers sucht, dann finden sich zwar einige Videos von Auftritten bei youtube. Doch immer ist die Frage beigefügt: Wer ist dieser Typ eigentlich? Dann kommen Hinweise auf Samplerreihen wie „Living Country Blues Today“, wo im Teil 11 acht Lieder veröffentlicht wurden. Und wenn jemand wirklich gut informiert ist, verweist er noch auf das Buch „Woke Me Up This Morning: Black Gospel Singers And The Gospel Live“ von Alan Young, der den Musiker ausführlich vorstellt.
Es ist eine heftige Welt des Glaubens, von der Rivers singt. Eine kompromisslose Härte pulst durch seine Lieder, ob er sie nun wie auf der ersten Seite der LP auf der E-Gitarre oder aber (die zweite Hälfte des Albums) auf der akustischen begleitet. Man fühlt sich an den Juke Joint Blues im North Mississippi County erinnert. Oder an einen äußerst schlecht gelaunten John Lee Hooker. Es gibt für ihn in Sachen Glauben keine Kompromisse. Es sind die einfachen Wahrheiten eines Menschen, der für sein Leben Halt im Glauben gefunden hat, nicht offene Diskussionsangebote. Rivers mag manchen als Fundamentalist erscheinen. Einer der selbst Frauen auf Grund seines Glaubens das Recht zu predigen verweigert. Daran kann man sich reiben, sich stoßen oder sie gar ablehnen. Musikalisch aber sind diese Lieder so eindrücklich wie großartig in aller ihrer Ungeschliffenheit.
Wo Mississippi Records die zwölf Aufnahmen gefunden hat, die sie auf „You Can‘t Make Me Doubt“ gepresst haben, ist mir nicht ganz klar. Bis auf „That Fire Shed In My Bones“ waren sie sämtlich bislang unveröffentlicht. Erschienen ist das Album bislang lediglich auf Vinyl.