Americana mit Gypsy-Klängen, Folk und Rock versetzt mit heftigen Bläsersätzen macht den Sound des dritten Albums der Blind Willies aus Kalifornien aus. "Needle Feather And A Rope" vereint Geschichten aus den dunklen Ecken von San Francisco zwischen Nutten und Zuhältern, Irren und Musikern.
Angefangen hatten die Blind Willies eigentlich als ein Duo. Der Gitarrist und Sonschreiber Alexei Wajchman hatte sich mit einer Geigerin zusammengetan, um Klassiker des amerikanischen Folk ebenso wie seine eigenen Songideen zu präsentieren. Doch was im Frühjahr 2011 als drittes Album auf die Menschheit losgelassen wurde, markiert einen riesigen Schritt in eine neue Richtung. Denn aus dem Folk-Duo ist mittlerweile eine Band mit Schlagzeug, Bass, Cello , Keyboards und Bläsern geworden. Und die Musik? Die überrascht wohl noch mehr. Denn die Blind Willies ordnen sich in eine Reihe mit Bands wie dem Trio von Pokey LaFargue, C.W. Stoneking oder den Schweden von King Oliver's Revolver ein. Nicht vom musikalischen Stil her. Nein: die Blind Willies sind durchaus eine Rockband und kein Jazzensemble. Doch vom Geist her, mit dem hier Songs geschrieben und präsentiert werden. Ohne Rücksicht auf gängige Soundklischees werden hier alte Stilrichtungen okkupiert und mit neuen Songs reanimiert.
Die Geschichten über Irre und Normale, über Nutten und ihre Ablehnung der Freiheit, über biblische Figuren und die heutigen Straßen von San Francisco klingen so wie aus der bösen alten Zeit und treffen mit einer Wucht, wie es die bösen Balladen des jungen Bob Dylan in der Folkszene Anfang der 60er schafften. Die Kommentare über die Gesellschaft haben eine Schärfe wie Randy Newman in seinen besten Zeiten während die Musikbegleitung uns einerseits natürlich in die amerikanischen Weiten des Westens aber mit dem nächsten Trompetenton gleich wieder nach New Orleans entführen. Großartig und empfehlenswert!