Von klassischem Blues im Stringbandformat hin zu rockenden Nummern im Stile von Bo Diddley: Blind Lemon Pledge hat in den letzten Jahren eine gewaltige musikalische Reise unternommen. Allerdings ist die Frage, ob das nun wirklich eine Entwicklung zum Positiven war. Klar: Pledge ist ein Songwriter, der selbst einen Song aus der Blickweise eines Stalkers hinbekommt, ohne dass es peinlich wäre. „Moon Madness“ ist denn auch neben dem Opener „Run John Run“ der Höhepunkt des Albums. Auch sein Rückblick auf Sturm Katrina und seine Folgen ist ein gelungener Song mit schönem Louisiana-Groove.
Doch als Einzelkämpfer geraten die Stücke auf „Pledge Drive“ oft häufig steril und schaumgebremst. Zum Glück hat er zumindest eine tolle Harpspielering und einen Saxophonisten für ein paar Songs ins Studio geholt. Ansonsten würde dieses Album wie eine Spielerei am Rechner klingen: Computerkeyboards entwickeln einfach nicht den Groove wie ein Pianist, der gemeinsam mit Gitarre und Rhythmusgruppe loslegt. Was er im Interview als „Studio Magic“ beschreibt, ist einfach nur Nonsens, der die Lieder in ein totes Korsett zwängt. Und wenn Pledge dann dazu singt, wirkt der Blues manchmal nur noch wie eine Parodie seiner selbst.
Ehrlich: Diese Scheibe ist nur was für Fans des Songwriters. Andere Bluesfans haben auf dem Markt viele Alben, die um Längen besser und vor allem lebendiger sind. Als Einzelkämpfer ist Blind Lemon Pledge hier knapp am totalen Scheitern vorbei geschrammt.