Traditionelle Musik auf ebenso traditionellen Instrumenten spielen Billwesz auf ihrer ersten CD. Doch das Ergebnis ist nicht die tausendste Version einer Folkplatte sondern ein nahezu hypnotisches Erlebnis.
Reinald Grebe hat mal in seiner unnachahmlich bösen Art bemerkt, im Mittelalter hätte es jede Menge Mittelaltermärkte gegeben. Wahrscheinlich ist deren Zahl heute auch nicht viel geringer. Und immer sind da die Musikanten mit ihren Schalmeien, Sackpfeifen und Drehleiern zu erleben, die ihre Version der Musik des Mittelalters präsentieren. Das ist auf Dauer kaum noch überraschend.
Überraschend für mich allerdings war die Entdeckung der Band Bilwesz um die lange in Greifswald wohnhafte Harfenistin Merit Zloch und den Leierspieler Simon Wascher. Denn was die beiden auf ihrer 2004 aufgenommenen Debüt-CD Hardigatti! bieten, ist zwar in fast jeder Note eine traditionelle Folkmusik (nachgewiesen bis hin, wo man die alten Handschriften aufgestöbert hat). Doch die Interpretation ist fernab von gemütlicher Bräsigkeit des nächsten Mittelalterkellers. Vielmehr ziehen einen die Instrumente immer tiefer hinein in einen musikalischen Sog, aus dem ein Entrinnen schwer möglich ist. Da rockt die Hakenharfe, dröhnen die Leierklänge, treibt die Percussion – die selbst gewählte Einsortierung der Musik als „organic dancefloor“ scheint zwingend. Denn hier werden die alten deutschen, böhmischen oder österreischischen Melodien zu einer Tanzmusik verwoben, die auch ohne neuzeitliche Elektronik in die Beine geht. Und nicht nur in die der geübten Besucher von Volkstanzveranstaltugen.
(Ok – ich entschuldige mich gleich mal für den Verweis aufs Mittelalter. Denn die Musik von Bilwesz stammt aus wesentlich späteren Zeiten.)