Konzerte im Kito in Bremen und im L‘Onde in Paris wurden zum aktuellen Livealbum von Big Daddy Wilson mitgeschnitten. Begleitet wurde der Sänger und Percussionist auf der Tour von Roberto Morbioli (g) und Bassist Paolo Gegramandi.
 

Konzerte von Big Daddy Wilson haben immer etwas von einem Gottesdienst: Egal ob er nun alte Spirituals singt oder seine eigenen Bluessongs – immer hat der Musiker dabei etwas von der Haltung eines Predigers und Seelsorgers. Nicht des selbstgerechten, donnernden Gerichtspredigers, sondern des liebevollen Dorfpfarrers, der seine Schäfchen kennt, weil er selbst durch all die Anfechtungen gegangen ist. So kann ein Konzertbesuch bei ihm einem ein wenig davon vermitteln, wie der Blues ursprünglich entstanden ist, als Musik einer Gemeinschaft.

Spannend zu hören, wie hier die Lieder von seinen letzten Alben in anderer Besetzung vollkommen anders klingen – ohne dabei ihre Seele zu verlieren. Morbioli ist ein ganz anderer Gitarrist als etwa Michael van Merwyk oder Staffan Astner. Sein Spiel ist ebenso niemals vordergründig virtuos und ordnet sich immer der Stimme Wilsons unter. Und das ist eine Haltung, die auch alle anderen Begleiter Wilsons in den letzten Jahren meisterlich beherrschten.

„Live In Europe“ ist ein guter Ersatz dafür, wenn man es nicht schaffen kann, Wilson im Konzert zu erleben. Oder zumindest kann es einem die Zeit überbrücken, bis man diesen faszinierenden Bluesman mal wieder live sehen kann. Die Aufnahme ist so energiereich und direkt, wie man sich das für einen Konzertmitschnitt nur wünschen kann.