Die Alben des Jahres 2013 stammen nach Meinung der Leser der Wasser-Prawda von Nina van Horn, Big Daddy Wilson, Ry Cooder und Gov‘t Mule. Bestes deutsches Album ist „Blue Shadow“ und als bestes Debüt wurde „For In My Way It Lies“ von Jesper Munk gewählt. Und dass die Leser unseres Magazins nicht nur Blues mögen, wird am Ergebnis der neuen Kategorie „Critics Choice“ sichtbar: Hier gewannen Black Sabbath mit ihrem Album „13“. 

Die Zahl Eintausend bei den Teilnehmerinnen unserer Umfrage haben wir 2013 nicht erreicht. Trotz diverser Ausfälle des Webservers konnten wir die Stimmen von 957 Lesern in das Ergebnis einbeziehen. Doch wie Murphys Gesetz so spielt, gab es auch dabei noch Probleme. Zwei Alben aus der Kategorie „Blues (elektrisch)“ waren plötzlich aus der Datenbank verschwunden. Und natürlich gab es auch von unserer Seite einen Fehler: „Shout!“ von Gov‘t Mule ist natürlich kein Live-Album. Da dieser Fehler erst nach Beginn der Umfrage erkannt wurde, konntenn wir ihn nicht mehr korrigieren. Doch beim Ergebnis haben wir die Scheibe zum „Bluesrock“ verschoben. Und dort war es mit 240 Stimmen der Gewinner.

Blues (elektrisch)

Nina van Horn schlägt Buddy Guy und Ana Popovic? Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Seven Deadly Sins“ ist ja nun nicht der wirklich einfache Stoff. Das Konzeptalbum über die Todsünden in unserer heutigen Welt ist sperrig und unbequem. Aber die von John H. Schiessler komponierten und von Nina van Horn getexteten Stücke zeigen eben auch, dass Blues sich einmischen kann und soll.
Interessant wird die Rangfolge ab Platz 3: Hier finden sich gleich mehrere Alben jüngerer Musiker. Ob nun der funkig-rockende Soulblues von Ana Popovic, Will Wildes rauhe Bluesharp: Diese Musiker zeigen auf ganz verschiedene Weise, wie man im 21. Jahrhundert den Blues am Leben halten kann.

  1. Nina Van Horn – Seven Deadly Sins 362
  2. Buddy Guy – Rhythm & Blues 245
  3. Ana Popovic – Can You Stand The Heat? 153
  4. Will Wilde – Raw Blues
  5. Morblus – Green Side
  6. Ian Siegal & The Mississippi Mudbloods – Candy Store Kid
  7. Big Bill Morganfield – Blues With A Mood
  8. Chicago Blues All-Stars – Red, Hot & Blue
  9. Tom Principato – Robert Johnson Told Me So
  10. Zoe Schwarz Blue Commotion – The Blues Don‘t Scare Me
  11. Mátyás Pribojszki Band – Treat
  12. Smokin Joe Kubek & Bnois King – Road Dog‘s Life
  13. Johnny Rawls – Remembering O.V.
  14. John Primer & Bob Corritore – Knockin‘ Around These Blues
  15. David Migden & The Dirty Words – Killing It
  16. Brian Houston – Mercy (Jesos Don‘t Forget My Name)
  17. Frank Bey And Anthony Paule Band – Soul For Your Blues
  18. Andy Poxon – Tomorrow

Blues (akustisch)

Bei einem neuen Label und im Studio mit einer ganz neuen Band – Big Daddy Wilson hat auf dem von Staffan Astner produzierten Album den klassischen Akustikblues in der Nachfolge von Eric Bibb deutlich ausgeweitet: Seine Lieder können jetzt auch nach Chicago in den 50er Jahren oder nach jazzigem Blues der 20er Jahre klingen. Doch immer sind sie tröstende und predigende Songs der in Deutschland lebenden Songwriters. Er singt voller Kraft und Selbstbewusstsein davon, dass die Dinge sich ändern werden. Manch einem mag das vorkommen wie das Einnisten in einer „Onkel-Tom-Haltung“. Aber genau das ist es eben nicht. Wilsons Lieder nehmen diese Welt nicht als unabänderlich hin. Sie finden sich mit den Verhältnissen nicht einfach ab. Doch Veränderung kommt immer aus dem Inneren, aus der Seele und auch aus dem Glauben. Alles andere führ nur noch mehr zu Zerstörung und Gewalt.

Platzierungen von Eric Bibb oder Guy Davies sind nicht überraschend. Als Redakteur freue ich mich aber auch hier, dass die Leser meinen Geschmack häufig teilen: Sowohl „House Call“ des Kanadiers Marshall Lawrence als auch „Running Man“ der britischen Band BabaJack gehörten für mich zu den bemerkenswertesten Entdeckungen des Jahres.

  1. Big Daddy Wilson – I‘m Your Man 209
  2. Eric Bibb – Jericho Road 196
  3. Marshall Lawrence – House Call 111
  4. BabaJack – Running Man
  5. Guy Davis -Juba Dance
  6. Dave Riley & Bob Corritore – Hush Your Fuss
  7. Paul Lamb & Chad Strentz – Goin‘ Down This Road
  8. The Claudettes – Infernal Piano Plot … HATCHED!
  9. Thomas Ford – Breaking Everything But Even
  10. Kyle & Moore – The Whale & The Wa‘ah
  11. Fran McGillivray Band – Some Luck
  12. Half Deaf Clatch – A Road Less Travelled
  13. HowellDevine – Jumps, Boogies & Wobbles
  14. Bottleneck John – All Around Man
  15. Wooden Horse – This Kind of Trouble

Bluesrock

Es sind nicht die einsamen Gitarrenhelden, die heutzutage im Bluesrock überzeugen können. Sowohl Gov‘t Mule als auch die Tedeschi Trucks Band stehen für die Tradition der Jambands, sie verbinden Rock und Blues mit Soul und Funk, wenn es sein muss auch mit Reggae oder anderen Stilen. „Ist das noch Blues?“, fragen sich Bluespolizisten verzweifelt. Völlig egal: Bands wie diese sind live und auf Platte lebendiger und spielfreudiger als ein großer Teil sämtlicher Rockveröffentlichungen, die sonst zu finden sind.

  1. Gov‘t Mule – Shout 240
  2. Tedeschi Trucks Band – Made Up Mind 140
  3. Layla Zoe – The Lily 132
  4. Dana Fuchs – Bliss Avenue
  5. The Tribes with Zach Prather – Ju Ju Man
  6. Trampled Under Foot – Badlands
  7. Mike Zito & The Wheel
  8. King King – Standing In the Shadows
  9. Anders Osborne – Peace
  10. FSamantha Fish – Black Wind Howlin
  11. JJ Grey & Mofro – This River
  12. Cyrill Neville – Magic Honey
  13. James Boraski & Momentary Evolution – Comin Home
  14. Southern Hospitality – Easy Livin‘
  15. Sean Chambers – The Rock House Sessions
  16. Moreland & Arbuckle – 7 Cities
  17. Lightnin Malcolm – Rough Out There
  18. Soulstack – Five Finger Discount
  19. Monkey Junk – All Frequenzies
  20. Rhino Bucket – Sunrise on Sunset Boulevard
  21. Bare Bones Boogie Band – Tattered & Torn

Live-Album 2013

Ob Ry Cooders mitreißende Mixtur aus Folk, Blues und Texmex, der großartige Southernrock der Royal Southern Brotherhood oder Eric Claptons Gipfeltreffen der Gitarristenszene beim Crossroad Festival 2013: Diese Alben stehen für das, was gute Livemitschnitte ausmacht: Man fühlt sich mittendrin – und bedauert gleichzeitig, nicht dabei gewesen zu sein.

  1. Ry Cooder & Corridos Famosos – Live At The Great American Music Hall 214
  2. Royal Southern Brotherhood – Live In Germay 176
  3. „Various – Crossroads Guitar Festival 203 168
  4. Roomful of Blues – 45 Live
  5. Lucky Peterson – Live At The 55 Arts Club Berlin
  6. Various – Remembering Little Walter
  7. Mark „Bird“ Stafford – Live At The Delta
  8. Murali Coryell – Live
  9. Roland van Campehout – Dah bluez iz-a-commin

Blues (national)

Dieses Ergebnis – und vor allem die Höhe – kamen für mich äußerst überraschend. Klar. „Blue Shadow“, das Debüt der GProject Blues Band ist ein gutes Album und hat mit Liedern wie „100 Buck“ und „Downtown“ paar echte Hits zu bieten. Doch dass die Band fast doppelt so viele Stimmen auf sich vereinen kann als 3 Dayz Whizkey und fast 400 mehr als Henrik Freischlader? Hier macht sich die Macht einer guten Fanbindung in Zeiten des Internets bemerkbar.

  1. GProject Blues Band – Blue Shadow 628
  2. 3 Dayz Whizkey – Black Water 332
  3. Henrik Freischlader – Night Train To Budapest 251
  4. Beige Fish – Down Home Shuffl“
  5. Jesper Munk – For In My Way It Lies
  6. Cologne Blues Club – Hanging By A Thread
  7. The Dynamite Daze – Tango With The Devil
  8. Timo Gross – Landmarks
  9. Hamburg Blues Band – Friends for a LIVEtime Vol. 1
  10. Marshall X – Broke Busted & Blue
  11. The Leadbelly Project – Play The Jailhouse Blues
  12. Boogielicious – Boogie ALIVE
  13. Bluesin‘ The Groove feat. Adam Hall – Mess Around
  14. Thomas Scheytt – Blues Colours

Bestes Debüt 2013

In keiner anderen Kategorie (abgesehen von der „Critics Choice“) ist die stilistische Bandbreite größer als bei den Debütalben. Da ist der Art-Blues des Cellisten Calum Ingram zu finden oder die wundervolle britische Sängerin Jo Harman. Gewonnen haben allerdings drei doch eher traditionelle Scheiben.

Ein rothaariger Jüngling hat 2013 gleich mit seinem Debüt die Medien auch jenseits der Bluespresse begeistert: Jesper Munks Album „For In My Way It Lies“ ist eine schöne Mixtur aus Blues, Jazz und Rock und macht neugierig auf mehr. Vergleiche zu Jack White oder Jake Bugg weist der Musiker in aller Bescheidenheit von sich.
Von der Begleitband des Vaters über den Blues Caravan hin zum eigenen Album: Cassie Taylor ist auf „Out Of My Mind“ ähnlich vielseitig: Von traditionellen Bluesklängen bis hin zu psychedelischen Bluesrockexkursionen reicht die Bandbreite.
Wesentlich traditioneller geht es auf „Rough Cut“, dem Solodebüt des Sängers und Gitarristen Allen Vega zu: Kalifornische Leichtigkeit, engagierte Texte und eine Gitarre, die auch beißen und heftig werden kann, treffen hier aufeinander.

  1. Jesper Munk – For In My Way It Lies 184
  2. Cassie Taylor – Out Of My Mind 132
  3. Allen Vega – Rough Cut 122
  4. Jo Harman – Dirt On My Tongue
  5. Lisa Cee – My Turn
  6. Calum Ingram – Making It Possible
  7. Rabbit Foot – Swamp Boogie
  8. Loretta and the Bad Kings
  9. Forty4 – 44 Minutes
  10. GT‘s Boos Band – Steak House
  11. Andy T – Nick Nixon Band – Drink Drank Drunk

Critics Choice

Es gibt soviel mehr Musik, die gut ist aber kein Blues. Das war die Erkenntnis, die uns bei der Aufstellung unserer Bestenlisten kam. Und all das, was man in die bisherigen Kategorien nicht packen konnte, fand hier seinen Platz. Gewonnen hat Black Sabbath mit ihrem traditionellen Metal. Auf den Plätzen: Der leider verstorbene Gitarrist Bob Brozman mit seiner akustischen Weltmusik und ein Rückblick auf die ersten 60 Jahre des Blueslabels Delmark,

  1. Black Sabbath -13 244
  2. Bob Brozman -Fire In Mind 125
  3. Various – Delmark: 60 Years of Blues 119
  4. HISS – Das Gesetz der Prärie
  5. Pokey LaFarge – Pokey LaFarge
  6. Norbert Schneider – Schau mer mal
  7. Mojo Juju – Mojo Juju
  8. Samba Touré – Albala
  9. Vinz – The Birth of Leon Newark
  10. Charles Walker & The Dynamites- Love Is Only Everything