Als Sänger fühlt sich Ben Rancine stark dem klassischen Rhythm & Blues der 50er und 60er Jahre verpflichtet. Als Gitarrist kann er durchaus auch den Funk der 70er in die Mixtur einbringen. Mit seiner Band hat der in Montreal wohnenende Musiker jetzt sein Debütalbum „One of a Kind“ veröffentlicht.
Auf die Fragen hab ich bislang noch keine befriedigende Antwort bekommen: Wie kommt es, dass ein Land wie Kanada eine so vielfältige und lebendige Bluesszene hat? Und wie kommt es, dass gerade die Retro-Szene hier immer wieder mit hörenswerten Neuveröffentlichungen auf sich aufmerksam macht? Genau dahinein passt auch „One of a Kind“ – teilweise fühlt man sich in eine Rock & Roll-Show der späteten 50er Jahre versetzt inklusive hämmernden Boogieläufen auf dem Piano und röhrenden Saxophonen. Und im nächsten Moment macht die Band, zu der unter anderem auch der schon mit eigenen Platten hier besprochene Drummer Nicky Estor gehört, einen Sprung in irgend einen Bluesschuppen, der in einer nicht näher zu klassifizierenden Vergangenheit liegt. Oder sie zündet ein Soul- und Funkfeuerwerk im Stile von Memphis in den späten 60ern. Auf jeden Fall fühlt man sich bei diesen Zeitsprüngen sauwohl, wenn man wie der Rezensent ein Liebhaber dieser zum Glück nur scheinbar toten Spielweisen ist. Und vor allem kommt man kaum dazu, sie intellektuell zu hinterfragen diese Musik, weil man eigentlich mehr damit beschäftigt ist, sich glücklich im Rhythmus zu wiegen und die Füße mühsam stillhalten muss unter dem Schreibtisch.
„One Of A Kind“ klingt für ein Debüt mehr als reif – hier sind keine jungen und unerfahrenen Hüpfer sondern teilweise schon recht alte Hasen hinter den Mikrophonen. Aber sie haben die Energie und die Spielfreude einer Band, die gerade erst Papas Garage nach den ersten Proben verlassen hat. Respekt!