Auf dem gemeinsam mit den Blind Boys of Alabama aufgenommenen „There Will Be A Light“ hatte sich Ben Harper dem Gospel angenähert. „Get Up!“ zeigt ihn gemeinsam mit Charlie Musselwhite als eindrücklicher Bluesman und Songwriter.
Ich geb‘s zu, ich musste zwei Mal hinschauen: Ben Harper auf Stax Records? Anfangs schien mir das nicht die logische Lösung zu sein. Doch dann dachte ich weiter: Schon zu früheren Zeiten hatte das Label ja immer auch aktuelle Bluesproduktionen neben dem Soul aus Memphis im Programm.
Ben Harper und Charlie Musselwhite hingegen ist eine Kombination, die schon vom Papier her sofort einleuchtet. Die Lieder von „Get Up!“ über das Scheitern im Alltag verlangen geradezu nach den schneidenden Harpsounds von Musselwhite. Man spürt sofort, dass die Musiker sich hervorragend ergänzen und hier keine Kollaboration in der PR-Abteilung beschlossen wurde. Erstmals hatten sie sich bei gemeinsamen Sessions mit John Lee Hooker getroffen und seither immer wieder überlegt, wie man gemeinsam Musik machen könnte. Und diese Musik geht von heftig rockenden „I Don‘t Believe A Word You Say“ über Gospel im 3/4-Takt bei „We Can‘t End This Way“ bis hin zu intimen Duetten etwa bei „You Found Another Lover (I Lost Another Friend)“.
Das Album kommt rauh und ungeschliffen daher, klingt fast nach einer live im Studio zufällig mitgeschnittenen Session. Und genau das macht den größten Reiz aus: Wenn Harper im Titelsong darüber klagt, dass das Recht ihn gebrochen habe und er darum das Recht nicht mehr wirklich ernst nehmen kann, dann ist das ein Lied, dem eine gelackte Produktion die Schärfe und Aktualität nehmen würde.
„Get Up!“ – eine Sammlung großartiger Songs, ein wundervolles Bluesalbum und ein Zusammentreffen zweier Musiker, ohne die der Blues heute wesentlich ärmer wäre.