Mark Miller: Auf Tour mit Bob Marley
- Verlag: Hannibal; Auflage: 1 (4. April 2011)
- ISBN-10: 3854453493
- ISBN-13: 978-3854453499
Es war irgendwann in der elften oder zwölften Klasse. Damals hatte einer der Mitbewohner im Internat die LP „Live!“ von Bob Marley auflegte. Die Faszination war sofort da – auch wenn ich nicht wusste, warum mich diese so ganz und gar nicht rock- oder bluestypische Musik so gefangen nahm. Und eigentlich ist mir bis heute die Magie des Reggae ziemlich undurchschaubar geblieben. Wenn da nicht diese großartige Musik von Marley wäre, könnte ich gut drauf verzichten. Aber verstanden hab ich ihn trotzdem nicht.
So sah ich die Lektüre von „Auf Tour mit Bob Marley“ von Mark Miller für mich als Möglichkeit, diesem Rätsel vielleicht ein Stück auf die Spur zu kommen. Doch damit hatte ich eindeutig zu viel von dem Buch des ehemaligen Stage-Managers der Wailers erwartet. Denn dies ist keine Einführung in Leben und Werk des Musikers sondern eher ein Blick in ein relativ wenig strukturiertes Familienalbum. Und wie alle Familienalben ist das eher ein Werk für Insider. Die Anekdoten oder Informationshappen sagen dem normalen Leser zunächst recht wenig und gewinnen erst in der kompletten Lektüre ein wenig Substanz. Wer die Zeit bis zum Tode Marleys noch in Erinnerung hat, kann gerade die aufgeführten Tourneen oder die teilweise abgedruckten Setlists von einzelnen Konzerten als wichtige Fundgrube für die Musikgeschichtsschreibung nutzen. Und man kann ein wenig – wenn auch völlig unkritisch und unkommentiert einen Überblick über die Gewohnheiten im Tross der Wailers erhalten.
Auch die beigefügten Fotos sind leider eher der Kategorie „Familienfoto“ zuzurechnen und sind daher wenig geeignet, die Persönlichkeiten der Musiker wirklich im Bild festzuhalten.
Für mich der Höhepunkt des Buches – und eine der wenigen Stellen, die für mich als Einsteiger wirklich fundierte Informationen enthielten, sind zwei Interviews, die Miller von Bekannten übernommen hat für seine Veröffentlichung. Hier kann man etwa ein wenig nachvollziehen, was Marley unter Rasta verstand – und wie es zu der völlig unkritischen Verehrung von Marihuana in dieser für christliches Verständnis so seltsamen Religion gekommen ist. Wenn man dann noch die Sammlung von Zitaten Marleys hinzunimmt, kann man heutige Entwicklungen im Reggae und dem Rasta einer durchaus ernsthaften Kritik unterziehen. Und daher war bei aller Kritik „Auf Tour mit Bob Marley“ doch eine lohnenswerte Lektüre.