Soulblues vom Feinsten: B.B. & The Blues Shacks sind dafür in Europa eine der ersten Adressen. Wesentlich bluesiger als der Vorgänger „London Days“ ist jetzt das zwölfte Album der Hildesheimer Band „Come Along“.Und das ist vollkommen verdient das Album des Monats August 2012.
Manchen langjährigen Fans waren „London Days“ zu viel Soul und zu wenig Blues. Ich kann das nicht wirklich verstehen. Aber ich verfolge die Geschichte der Band um Michael und Andreas Arlt ja auch noch nicht seit 20 Jahren. Erst ein Sampler in einer von mir regelmäßig gelesenen Musikzeitschrift führte zur ersten Begegnung mit ihnen – und da wurden sie gar unter dem Label „Swing“ mit einbezogen. Was natürlich nur im Zusammenhang mit dem swingendem Jumpblues der 40er/50er Jahre zu verstehen ist. Ansonsten geht man völlig fehl, wenn man diese Band zum Swingrevival der 90er Jahre dazurechnet. Nein – hier ist wirklich in Deutschland eine Band gewachsen, die inzwischen einen ganz eigenen Sound gefunden hat irgendwo zwischen Soul und Blues und meilenweit entfernt von jeglicher Form des Bluesrock. Und da bildete das zu Recht hochgelobte Album „London Days“ einen Höhepunkt der Entwicklung mit dem Schwerpunkt Soul. Mit „Come Along“ geht es jetzt wieder etwas bluesiger zur Sache.
Die Songs – sämtlich von den Gebrüdern Arlt geschrieben – spielen sich alle mehr oder weniger im Beziehungschaos ab. Ob nun beim Opener „True Love In Vain“ mit dem schon fast zum Klischee geronnenen Bild der Geliebten, die mit dem Morgenzug davonfährt gespielt wird oder gleich danach die Frau ihren Partner als „Money Tree“ ansieht und das „Home Sweet Home“ verkommen lässt – das geht durchaus immer mit einer Menge stillem Humor zur Sache. Aber eben auch mit jeder Menge Gefühl, das für Blues und/oder Soul ja nun mal ebenso unabdingbar ist wie für die echte und wahre Liebe.
Wenn die Blues Shacks etwas auszeichnet, dann ist das das völlige Fehlen von Eitelkeit als Band. Andreas Arlt ist sicherlich einer der besten Bluesgitarristen des europäischen Kontinents und sein Bruder Michael zählt als Sänger ebenso zur absoluten Spitzenklasse. Ähnliches kann man auch von der Rhythmusgruppe (Henning Hauerken – b, Bernhard Egger – dr) und von Pianist und Organist Dennis Kockstadt sagen. Diese Meisterschaft wird aber fast nie in irgendwelchen effekthascherischen Soloeskapaden vorgetragen sondern immer ganz im Sinne der Songs eingesetzt. Ein längeres Gitarren-Solo ist da schon eine Ausnahme, über die man sich dann besonders freut – besonders weil da dann auch jede Note stimmt und wichtig ist. Für den vollen Sound haben sich die Blues Shacks wieder mit einer Bläsertruppe (The No Blow No Show Horns) und The Shackettes als Background-Chor verstärkt.
Insgesamt würde es mich nicht wundern, wenn „Come Along“ bei den Abstimmungen zum Album des Jahres ganz oben landen würde. Es ist ein rundes und zu keiner Sekunde langweiliges Album, bei dem man noch im vierten oder fünften Hördurchgang noch neue Nuancen entdeckt.