Berühmt wurde sie als Mitglied des Trios Lambert Hendricks & Ross. Doch von dem artistisch herausragenden vokalen Bebob ist Annie Ross heute weit entfernt. Ihr neues Studioalbum ist eine Hommage einer altgewordenen Sängerin an Billie Holiday. Begleitet wird sich von den Gitarren von Bucky und John Pizzarelli.
 

Die letzten Alben von Johnny Cash waren eine fast brutale Darstellung eines alten Sängers in aller Brüchigkeit. Und Billie Holidays „Lady in Satin“ hat – trotz verheerender Kritiken zur Entstehungszeit einen ähnlichen Status. Schon seltsam, sich gerade letzteres Album als Inspiration für einen Tribut an Lady Day zu wählen. Doch letztlich ist das, was die über achtzigjährige Ross hier aufgenommen hat, nicht viel anders als die Aufnahmen ihrer Kollegin am Ende ihres Lebens: Die Stimme ist reduziert im Umfang, fast nur noch eine Sprechstimme. Doch sie ist voller Emotionen und Leidenschaft, voller Kraft jenseits der ehemaligen Brillanz. Und wo manch einer der Versuchung nachgegeben hätte, die Brüchigkeit durch volle Arrangements zu verstellen: Die spartanischen aber gleichzeitig großartigen Gitarren von Vater und Sohn Pizzarelli scheinen sie gerade zu betonen.

Herausgekommen ist eines der eindrücklichsten Gesangsalben im Jazz zur Zeit. Und das ganz unabhängig vom Alter der Sängerin oder des Sängers. (cdbaby)