und ihre haare flattern im wind. nichts reißt aus. nichts will weg von ihr. vielleicht das eine dunkle, das dort im wasser schwimmt? alles hält sich an ihr aus. das lächeln, der sprung im laufen. das laufen gegen dieses wehen. und der wind hat nichts mit dem schwimmenden im wasser zu tun.<br />     <br />  „…und läßt dich aushalten von&nbsp;mir. jahrein, jahraus. nichts bewegt dich, um mal die kasse aufzufüllen. dich könnt diesbezüglich noch so ein starker wind antreiben, du weichst ihm aus oder tust so, als wenn es ihn nicht gibt.“<br />    der mann hatte es gewußt, irgendwann würde sie ihm damit kommen. war auch verständlich, denn wenn sie den ganzen tag arbeiten konnte, dann konnte sie auch ihr essen noch selbst ranschleppen. dafür brauchte sie ihn nicht. wasser- und wurstträger gab es als dienstleister auch billiger.<br />  „und wer füttert deine katzen und führt den hund gassi?“ fragte er sie.<br />   „die katzen teilen sich das schon selber ein. und dem hund reicht morgens pippimachen und abends ein spaziergang.“<br />    „ist ja gut. und was ist mit tomatenscheiben und mozzarella mit basilikum oben drauf?“<br />    „mach ich mir selber.“<br />    „und alles andere auch?“<br />  „und alles andere auch.“ antwortete sie ihm.<br />  <br />  als er alleine war, fiel nichts von ihm ab. und wenn er sich in den wind stellte, sich sogar andersrum von ihm anschieben ließ, auch nichts.<br />  alles angeleimt, stellte er für sich fest, angelernt mein beschissenes sein, mein nicht bestehen in der welt. doch er bestand darauf, daß ein nicht bestehen im leben auch ein recht auf bestand in der welt hat, denn irgendwas mußte ihm ja ein nichtbestehen beigebracht haben. oder war ein nicht bestehen eine reine fundsache, lag ein nichtbestehen einem menschen zu füßen und man brauchte es bloß für sich aufheben, emporheben und empfinden, man hätte den gral des nichtbestehens in den händen? ein scheißding, das einem noch jahre vorgaukelte alles sei in ordnung, alles müßte so sein. obwohl man schon im rudern spürte, hier wird das wasser eiskristallig, hier scheint allmählich der fluß einzufrieren, ohne daß man mitbekam, daß man nicht als eisbrecher zur welt gekommen war, monteure vergessen hatten, einem dieses ding unter- oder reinzuschrauben, das unter einen eisbrecher gegossen wurde, damit es die rinne spurfrei halten konnte und die menschenfahrtrinne ein blaues tiefes blicken ließ und nicht nur zugefrorenes.<br />   <br />  „lebst wieder allein? sieht jedenfalls nicht so aus, als wenn hier noch eine frau mithöhlen würde.“ fragte und stellte sie fest.<br />  „ja, ich muß meine rinne wieder freikratzen.“ antwortete er ihr.<br />  „dann mußt du auch mal rausgehen und luft reinlassen. oder du brauchst eine putzfrau, inseriere doch mal nach einer putzfrau.“<br />    „zu teuer. und übrigens denken die dann, das mit der putzfrau wäre nur vorgeschoben und in wirklichkeit sucht man was anderes.“<br />   „schon mal erlebt?“<br />   „ja. kam aufgedonnert hier an, und nachdem sie sich hingesetzt hatte und ehe ich überhaupt mehr sagen konnte als, schön, daß sie auf meine anzeige geantwortet haben, hat sie mir gleich verbal ihre preisliste offeriert, wollte auch im nachhinein nicht glauben, daß ich nur eine frau zum saubermachen gesucht habe, stundenweise einmal in der woche, sie hat gedacht, sie gefällt mir nicht, oder daß ich aus anderen gründen einen rückzieher gemacht habe. aber arbeitslosengeld II und ’ne putze wäre ohnehin nicht drin.“<br />   „hast keine alte freundin mehr, die dich noch ein bißchen mag?“<br />   „nee, hab ich alle überstrapaziert.“<br />  „kann ich mir gar nicht vorstellen, bist doch so ein lieber kerl.“<br />    „kannst ja gleich anfangen, wenn ich so lieb bin, muß ja nicht hier sein, kannst ja erst im bad oder im schlafzimmer anfangen zu putzen.“ platzte es aus ihm heraus.<br />  „das kann doch nicht sein, du mußt doch irgendjemanden kennen, der sich um dich kümmern möchte.“<br />  „kannst ja mal meinen verleger fragen, ob der hier sauber machen will.“<br />   „sei doch nicht so schnippisch. ich meine das ganz im ernst. bist so ein lieber kerl und ganz alleine.“<br />   „laß doch.“ sagte der mann, „lieber alleine, als zu dritt oder viert in sich selbst. lieber als alleiniger klumpen alleine mit dir, als zu viert oder fünft alleine in einer kiste hinterm vorhängeschloß. lieber alleine, als ewig zugedeckt, ohne daß man sich all abdecken können darf.“<br />   „mit mir ist nicht.“ sagte sie.<br />   „ist mir egal ob mit dir oder ohne mich, mit mir ist ohne besser.“<br />    „was? nochmal.“<br />   „ich sagte, besser ist mit mir ohne, egal, ob du dabei bist oder nicht.“<br />  „ich muß dann auch mal so langsam wieder.“ sagte die frau übergangslos.<br />   „ob du schnell oder langsam mußt, weiß doch nur der, der auf dich wartet, und wenn er das nicht weiß, dann kommt es für dich nicht drauf an und auf dasselbe raus.“<br />   „mach mal das fenster auf.“ sagte sie zu ihm.<br />     der mann machte die balkontür auf, und auf dem balkon lag matschig zerstreut altes vogelfutter. der grüne stoffbelag war wasserdurchtränkt und sah nicht aus, als ließe er sich mähen in seinem matsch.

UNTERM SAFT GEHT’S WEITER / 50

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