Der dritte Teil der Veranstaltungsreihe „Die DEFA zwischen Staatsauftrag und Kunst“ in der Wirkstatt in Greifswald widmet sich am 4. Juli dem 1965 verbotenen Film „Denk bloß nicht, ich heule“. Der unter der Regie von Frank Vogel gedrehte Streifen gehörte zu den im Zuge des 11. Plenums des ZK der SED in den Archiven verschwundenen Arbeiten.
Im Zuge des 11. Plenums des ZK der SED (1965) wurde eine halbe Jahresproduktion der DEFA verboten. Bereits fertige Filme verschwanden im Archiv, andere wurden gestoppt und die Dreharbeiten abgebrochen. Bis auf „Spur der Steine“, welcher erst nach einigen Aufführungen verboten wurde, erlebten die restlichen Filme erst nach dem Mauerfall 1989 ihre Premiere. Zu den wichtigsten unter ihnen zählen „Das Kaninchen bin ich“, „Karla“, „Der Frühling braucht Zeit“ und „Denk bloß nicht, ich heule“. Einige der Filme zeigen noch heute eine erschreckende Aktualität.
Peter ist ein junger Oberschüler, welcher mit seinen provokanten Scherzen bereits als schwarzes Schaf in der Schule gilt. In einem Aufsatz verkündet er, dass er „die Republik nicht braucht“. Das führt zum Schulverweis. Seine Ehrlichkeit und Auflehnung gegen Heuchelei findet kein Verständnis. Er lernt Anne kennen und zieht zu ihr aufs Land. Dort will er sich extern auf sein Abitur vorbereiten. Bis auf Anne sind alle gegen ihn. Auch ihr Vater, der LPG-Vorsitzende, versucht die Verbindung mit Anne zu verhindern. Peter beschließt, sich an dem Schuldirektor zu rächen. Als er sieht, wie seine Kumpel diesen auflauern und verprügeln, greift er jedoch ein und wird selbst geschlagen.
Neben (dem damals noch sehr jungen) Peter Reusse in der Hauptrolle wurden bekannte Schauspieler wie Helga Göring, Jutta Hoffmann, Herbert Köfer, Hans Hardt-Hardtloff, Harry Hindemith oder Fred Delmare besetzt.
Regisseur Frank Vogel (1929-1999) drehte insgesamt 12 DEFA-Filme, welche aber heute (teilweise zu recht) in Vergessenheit geraten sind. Einen großen Publikumserfolg konnte Frank Vogel 1960 mit dem eher banalen Film „Der Mann mit dem Objektiv“ erreichen. „Denk bloß nicht, ich heule“ dürfte künstlerisch sein bedeutendster Film sein. Gleichzeitig fällt er aber aus dem Rahmen, wenn man seine sonstigen Arbeiten betrachtet:
Bereits 1962 drehte Vogel einen Film, welcher die Absicht hatte, den Mauerbau positiv zu erklären. Der Film hieß „Und deine Liebe auch“. Um Abbitte für den verbotenen Streifen von 1965 zu leisten, führte er zwei Jahre später für eine Episode von „Geschichten jener Nacht“ (1967) Regie. Dieser Episodenfilm schildert in locker miteinander verbundenen Geschichten Szenen, welche sich in der Nacht zum 13. August 1961 (Mauerbau) abgespielt haben könnten und diesen rechtfertigen sollten. Der DDR-sozialistische Auftraggeber ist nicht zu übersehen. Das Buch dafür schrieb Paul Wiens, welcher als sehr linientreu galt.
Schade, dass Frank Vogel leider nie wieder in seinen Filmen das Niveau erreichte, welches der Film „Denk bloß nicht, ich heule“ hatte. Filme wie „Julia lebt“ (1963), „Johannes Keppler“ (1974), und „Die Gänse von Bützow“ (1984) blieben hinter den Erwartungen zurück. Meist fehlte es an einer geradlinigen Erzählweise der Geschichte. Alles wirkt eher konfus aneinandergereiht.
Öffentliche Veranstaltung, Eintritt frei
Wirkstatt (Gützkower Str. 23, Greifswald)
4.07. 2012, 19.30 Uhr
Nächste Veranstaltungen
Freitag, 14. September 2012
21.00 Uhr Monolog für einen Taxifahrer (DFF 1962)
die Veranstaltung findet ihm rahmen der 10. Greifswalder Kulturnacht statt
Mitwoch 17.Oktober 2012
19.30 Uhr Der Fall Gleiwitz (DEFA 1961)