16 Horsepower waren eine der ungewöhnlichsten Bands der 90er Jahre. Aus amerikanischer Folklore, Country, Gott und Hölle schuf das Trio um Dave Eugene Edwards eine Musik, die man als Goth-Americana bezeichnen könnte.
Dass Rockmusik wie jede große Kunst auch immer etwas mit persönlicher Betroffenheit zu tun haben muss, gerät in Zeiten der stromlinienförmig gecasteten Massenprodukte zuleicht in Vergessenheit. Wenn dann aber Platten wie 1996 "Sackcloth 'n' ashes" auf dem Markt erscheinen, dann rufen sie dem unvoreingenommenen Hörer genau das wieder in Erinnerung.
16 Horsepower haben in ihrer recht kurzen Karriere mit lediglich vier Studioalben ein Werk geschaffen, was sich jeder Kategorisierung entzieht – oder eigentlich eine ganz eigene Schublade verlangt. Geprägt von einer Jugend in Kreisen pietistischer Frömmigkeit, in der die Strafen der Hölle oft plastischer gepredigt wurden als die Liebe Gottes und die Erlösung, machten sich Edwards und seine Kollegen in Songs voller Düsternis und Verzweiflung Luft. Und sie brachten die düsteren Balladen des alten unheimlichen Amerika zusammen mit dem Rock jenseits von Glam und Glitter.
"Yours Truly" ist ein Doppelalbum, auf dessen erster Platte die "Greatest Hits" versammelt ist, dessen Auswahl die Fans im Internet selbst bestimmt haben. Das ist für Einsteiger und Neugierige ein hervorragender Startpunkt, um sich mit dem Werk der Band zu befassen. Für die Fans, denen die Alben der Truppe schon bekannt sind, ist die zweite Scheibe wesentlich interessanter. Denn hier finden sich auch Coverversionen zwischen CCR und Leonard Cohen, Lieder aus dem Kanon der Popmusik, die plötzlich ganz in dem düsteren und zwingenden Soundkosmos der Band aufzugehen scheinen.