Selten ist es in den letzten Jahren vorgekommen, dass eine vom Blues herkommende Band in den Hitparaden und auch in den „normalen“ Medien vorgekommen ist. Schon vor der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debüts hatten die Blues Pills um die schwedische Sängerin Elin Larsson und den französischen Gitarristen Dorian Sorriaux für gehörig Pressewirbel gesorgt und auch schon einen Auftritt im „Rockpalast“ bekommen. Ihr Debütalbum wurde nicht ohne Grund beim Metal-Label Nuclear Blast veröffentlicht: Der psychedelisch angehauchte Hard-Blues-Rock des Quartetts zieht nahtlos die Entwicklungslinie vom Bluesrock zum Heavy Metal nach.

Man kann zu dieser Band zweierlei extreme Positionen einnehmen, und befindet sich bei beiden in guter Gesellschaft. Einerseits gibt es seit Monaten um diese Band einen gewaltigen Hype. Man wähnt mal wieder die Retter des Rock entdeckt zu haben, erkennt in der Sängerin die Wiederkehr von Janis Joplin und in dem Gitarristen das Größte, seit Rory Gallagher seinerzeit diese Welt verließ.

Das andere Extrem – und auch das ist nicht ohne Berechtigung: Musikalisch passiert bei den Blues Pills nichts Neues. Ihre Musik ist nichts weiter, als eine Wiederholung der Klischees der 60er und 70er Jahre. Retro also. Und damit befindet sich die Truppe aber in äußerst großer Gesellschaft. Denn schon seit Jahren sind Bands bei Fans beliebt, die in ihren Songs und vor allem auch in ihren Live-Shows die Energie dieser frühen Jahre nacherleben lassen.

Kurz gesagt: Man muss die Band und ihre Songs nicht mögen. Doch man kann nicht bestreiten, dass hier junge Musiker am Werke sind, die aus der Masse der Kollegen herausstechen: Elin Larsson ist einfach eine fantastische Sängerin, der man auf Platte ihre jungen Jahre nicht anhört. Und auch wenn die Band der Versuchung nicht immer widerstehen kann, ihre Songs durch massenhaft Soloexkursionen und Jameinlagen aufzublähen: Gespielt werden die Lieder mit gehörigem Druck und jeder Menge Leidenschaft. Und darauf kommt es mir mehr an, als auf die Jagd nach immer dem neuesten Trend in der Musik.