Blues trifft auf Jazz, Klassik, Volksmusik und russischen Tango wenn der Mundharmonikaspieler Ilya Portnov zum Instrument greift. Eigentlich hatte er für sein Debüt „Strong Brew“ auch noch brasilianische Musik (seine weitere Leidenschaft) aufnehmen wollen. Doch das hätte letztlich das Album gesprengt. Auch so ist das in den Studios Gitarrist Kid Anderson eingespielte Album eine echte Entdeckung: Ob auf der diatonischen oder der chromatischen Mundharmonika hat Ilya Portnov seinen ganz eigenen Ton gefunden, der gleichermaßen im Blues, wie im Surfrock oder anderen Genres fasziniert.

Normalerweise nehmen sich junge Musiker im Blues eher Little Walter oder die beiden Sunnyboy Williamsons, James Cotton oder auch Charlie Musselwhite als Vorbilder. Bei Ilya Portnov ist dieser rauhe und direkte Bluessound von Chicago eher selten zu hören. Hier sind eher Stevie Wonder, Larry Adler oder auch Toots Thielemans die Paten, wenn er seine Stücke zwischen Blues, Jazzclub oder Volksmusik zelebriert: Fast schwerelose Melodielinien, die sich um die tonalen Begrenzungen der diatonischen Bluesharp nicht kümmern schweben durch den Raum. Kid Andersons Gitarre antwortet und kommentiert – und der Zuhörer kann sich einfach mireißen lassen von den faszinierenden Kompositionen, die manchmal die Bluesgeschichte zitieren oder aber Einblicke in die russische Seele des Solisten geben.

Noch nie hat mich ein junger Bluesharpspieler in letzter Zeit schon von den ersten Tönen seines Debüts an so überzeugen können. Ein unbedingt empfehlenswertes Album nicht nur für Mundharmoniafreunde und -spieler!