Hallo miteinander und willkommen bei Blues Views & News aus Detroit. Diesmal will ich über einen neuen Bluesladen in der Metropolregion Detroit berichten (und ja: der ist höchst willkommen!) Der Laden ist Boo‘s in Royal Oak (Michigan), um genau zu sein. Die Musik dort wird verantworted von dem Detroiter Radiomacher und Musiker Mark Pasman aka The Pazman.

Blues Views & News from Detroit By Howard Glazer

Für die Leser, die es nicht wissen: Royal Oak ist ungefähr drei Meilen oder so nördlich von Detroit. Und die Gegend brauch sicherlich paar neue Orte für den Blues.
Ich hielt letztens dort an, als meine Freunde von der Chris Canas Band spielten. Ich kam ohne Gitarre und plante, mich einfach an der Musik zu erfreuen. Aber Chris und seine Mutter Angie (Angie singt in Chris‘ Band) bestanden darauf, dass ich einstieg. Und Mark Pasman ließ mich großzügigerweise auf seiner wunderschönen Gibson ES 335 spielen. Das beschreibt ziemlich gut die Stimmung des Ladens. Und hier sind einige Fragen, die ich The Pazman über das Boo‘s und seine Beteiligung an der Detroiter Bluesszene stellte.

HG: Kannst Du bitte den Lesern etwas über Dich als Radiomacher und Musiker erzählen, etwa darüber wie lange Du als Radiomacher auf Sendung warst? Was waren Deine ersten Kontakte zur Detroiter Bluesszene? Wie kam es zum Motor City Blues Project? Und was sind Deine musikalischen Projekte? Wie bist Du überhaupt zum Blues und zur Bluesgitarre gekommen?
MP: Ich spiele professionell, seit ich 15 Jahre alt bin. Ich hab in allen möglichen Bands gespielt, bin aber immer zurück zum Blues gekommen. Großen Erfolg hatte ich mit einer Soulband namens Domino in den 80er Jahren und einer Funk‘n‘Blues Gruppe namens Mudpuppy in den 90ern. Seither hab ich Paz Man‘s SuperSession veranstaltet. Zwischen den einzelnen Band schloss ich das College ab und landete beim Radio. Ich startete beim legendären WRIF in den späten 70ern und war damals der jüngste Programmdirektor in der Geschichte von ABC. Ich bin gegangen, um neben Domino mein eigenes Plattenlabel zu starten. Später kam ich (zwischen den Bands) zurück zum Radio und wir begannen mit dem Motor City Blues Project bei WCSX, dem eigentlichen Classic-Rock-Radio und ich hab das 25 Jahre gemacht mit Interviews und live Blues Jams im Studio mit Detroiter Musikern und welchen aus dem Land. Unter anderem waren dabei: Bo Diddley, Willie Dixon, Levon Helm, Paul Rogers, Buddy Guy, die Fab T-Birds …

HG: Als Musiker warst Du sowohl Mitglied von Bands, als auch Teil von Sessions. An welche Momente erinnerst Du Dich bei beiden? Und bitte erzähl den Lesern auch was über Deine „Super Sessions“.
MP: Mit Domino spielten wir im Vorprogramm von Bob Seger und den Temptations, wir nahmen zwei Alben auf, wurden im Radio gespielt und gewannen den lokalen Star Search (das war American Idol, bevor es American Idol gab). Und wir waren schon auf dem Weg nach Los Angeles, als sie den Bandwettbewerb absagten,
Mit Mudpuppy nahmen wir drei tolle Alben auf, wurden weltweit im Radio gespielt (unter anderem von Dan Aykroyd), spielten gemeinsam mit Buddy Guy, Robert Cray, Brian Setzer, Blues Traveler und Eddie Money.
Bei den Super Sessions gibt es jedes Mal ein komplett anderes Line Up von den besten Spielern aus Detroit. Ohne Probe wird einfach ein Song, eine Tonart, ein Groove genommen, und ab geht‘s! Er gibt davon eine tolles Live-Album. Und wir spielte gemeinsam mit Johnny Winter, Jr. Wells, Ten Years After, Taj Mahal usw.

HG: Ich bin mir sicher, dass es für Dich und die Detroiter Blues Gemeinde eine Enttäuschung war, als das Motor City Blues Project endete. Was brachte Dich dazu, einen neuen Bluesladen zu beginnen?
MP: Völlig überraschend rief mich Chef Johnny von Mt. B‘s Pub an, um über einen Raum zu reden, den er in einen Bluesclub verwandeln wollte. Wir steckten die Köpfe zusammen und Boo‘s war geboren. Seit November haben wir jetzt geöffnet.

HG: Wie bis Du gerade auf Boo‘s oder Royal Oak gekommen?
MP: In gewisser Weise haben sie mich ausgewählt. Ich hab 15 Jahre lang mit einem anderen Club in Royal Oak zusammengearbeiten, dem Memphis Smoke. Das war einer der wichtigsten Clubs in der Detroiter Bluesszene. Royal Oak war schon immer ein toller Ort für den Blues.

HG: Was für eine Umgebung willst Du mit Boo‘s erschaffen?
MP: Unser Ziel mit dem Boo‘s ist es, die Top-Talente von Detroit auf der Bühne zu haben in eineer lustigen Party-Umgebung kombiniert mit der fantastischen Küche von Chef Johnny. So erlebt man eine tolle Nacht!

HG: Hast Du auch Pläne, tourende Künstler reinzubringen, oder willst Du es rein lokal halten?
MP: Im Fokus stehen die Detroiter Talente, aber wir planen auch ein paar besondere Shows mit nationalen Künstlern, die gerade auf Tour sind.

HG: Kannst Du Dir vorstellen, dass es mal mehr als drei Nächte in der Woche live Musik im Boo‘s gibt?
MP: Wir schauen uns alle Optionen an. Zur Zeit haben wir die Nächte von Freitag und Samstag, und wir werden die Front Porch Donnerstage starten, wenn das Wetter danach ist.

HG: Wie waren die ersten Reaktionen von den Gästen?
MP: Wir hatten großartiges Publikum in jeder Nacht und die Leute scheinen wirklich zu mögen, was wir machen. Und wir haben auch schon einige tolle Vorschläge von den Gästen erhalten.

HG: Und wie hat das Mangement reagiert?
MP: Chef Johnny ist begeistert von unserem Start. Und wir arbeiten beständig daran, das Boo‘s noch besser zu machen.

Hg: Jetzt wo das Boo‘s angefangen hat und läuft, glaubst Du, das könnte auch andere Läden beeinflussen, sich für bluesverwandte Musik zu öffnen?
MP: Wie alles andere im Leben, verhält sich der Blues und die Live Musik zyklisch. Und wir sind nicht der einzige neue Laden in der Stadt. So könnte man glauben, hier in der Stadt und der Umgebung würden Anregungen aufgenommen.

HG: Hast Du Pläne für eine neue Radio-Sendung?
MP: Ich bin im Gespräch mit verschiedenen Sendern, sowohl traditionellen als auch im Weg. Mal sehn, was rauskommt.

HG: Ich will Dir dafür danken, dass Du Blues in Detroit so promotest. Gibt es noch was, was Du den Lesern sagen willst?
MP: Es ist großartig zu sehen, wie Bands wie die Black Keyes, White Stripes etc. den Blues der nächsten Generation nahe bringen. Das ist der Schlüssel zum Überleben des Blues. Wenn die Leute nicht über die Grenzen hinaus denken, wo Blues aus Harmonikas, Hüten und Gitarrensolos besteht, dann haben wir ein echtes Problem. Klar muss man sich auf die Wurzeln des Blues berufen und ihnen Respekt zollen, aber man muss sich den Blues zu Eigen und ihn zu etwas Neuem machen! Wenn Muddy gedacht hätte, er müsse exakt wie Rober Johnson klingen … wo wären wir dann? Wenn Stevie Ray gedacht hätte, er müsse genau so klingen wie die Typen vor ihm … wo wären wir dann? In jeder künstlerischen Tätigkeit sollten Deine Wurzeln nicht definieren, wer Du bist. Es gibt einen Punkt, an dem man abspringen musst. Und als Künstler ist es Dein Job, daraus Dein eigenes Ding zu machen!