Letztens brachte ein Songschreiber in einem Gespräch die Unterscheidung auf zwischen Party-Blues und dem Blues, der ein tiefes persönliches Anliegen des Musikers ist. Der seit den 90er Jahren in Israel ansässige Gitarrist und Songwriter Lazer Lloyd gehört zur zweiten Kategorie. Sein drittes Soloalbum lotet in 12 Songs die verschiedensten Lebens- und Leidenslagen aus. Doch die Musik ist kein depressiver Blues, der einen nur zum Heulen bringt, sondern es ist kraftvoller Blues, der der ursprünglichen Funktion einer heilenden Musik nahe kommt.

Album des Monats Juli 2015 in der Wasser-Prawda

“I’m a crazy Jew, rocking in the Holy Land,” singt Lloyd. “This is where I stand, this is part of God’s plan.

Zeilen wie diese finden sich häufiger auf dem Album: Hier ist einer, der den Glauben wie selbstverständlich durch seine Musik weiterträgt. Hier ist jemand, dem betretene Blicke der ach so agnostisch-aufgeklärten Zuhörer nicht scheut: Blues ist nur dann wirklich echt, wenn man ihn mit Leib und Seele, mit Haut und Haaren zelebriert. Wer sich hinter Floskeln und Klischees versteckt, wird es nie weiter bringen als zu einem Party-Blueser oder akademisch gebildeten Kopisten.
Dieser Blues ist geistliche Musik ebenso wie persönliches Bekenntnis, ist Predigt ebenso wie Klage an Gott angesichts der Härten des Lebens. Einen großen Teil der Klage übernimmt bei Lloyd die rauh verzerrt kreischende Gitarre. Sie macht erst wirklich deutlich, was an brodelnden Gefühlen sich hinter der Oberfläche verbirgt: Die tiefe Depression, die einen im Bett festhält ebenso wie die Sehnsucht nach Freiheit, die Gewissheit, dass man im Leben niemals ohne Gott ist wie der Wille, anderen zu helfen, denen es ähnlich geht.

Manche haben die spirituelle Kraft der Songs mit Alben etwa von Carlos Santana verglichen. Aber mir als Christen fallen dazu eher die Gospelbluesmen von damals bis heute, von Blind Willie Johnson und Son House bis hin zu Reverend Peyton oder Kelly Joe Phelps ein. Wobei Lloyd mit seiner rockenden E-Gitarre gleich noch die ganze Bluesgeschichte von Howlin Wolf bis hin zum psychedelischen Heavy-Blues-Rock von GravelRoad mit in die Mixtur einbringt. Und da wird selbst eine so bekannt und häufig gecoverte Nummer wie „Dock of the Bay“ zu einer Neuentdeckung: Wo Otis Redding und Steve Cropper vom Sound her sich an verspielten Nummern etwa der Beatles orientierten, macht Lloyd den eigentlichen Kern des Songs hör- und fühlbar: das Gefühl, einfach verdammt zu sein, seine Zeit zu verschwenden, weil man einfach nicht mehr weiter weiß.

Intensiv, persönlich, und voller Spiritualität und Ehrlichkeit: Genau so muss Blues sein!