Bereits zum siebten Male präsentierten am 05. Februar 2016 die Organisatoren um Uwe Rademacher und Karlheinz Michen das Winter Blues Festival im Schaufenster Fischereihafen in Bremerhaven. Dieses Festival zeichnet sich durch eine gute Kombination aus besonders herausragenden Bands und regional verwurzelten Kapellen aus. In diesem Jahr zog mich Kai Strauss and the Electric Blues Allstars an, die als Top-Act der Veranstaltung angekündigt wurden.

Das Schaufenster Fischereihafen Bremerhaven präsentiert sich als maritime Erlebniswelt rund um den Fisch und das Meer. Tür an Tür liegen hier gehobene Restaurants und gemütliche Hafenkneipen, Geschäfte mit maritimem Zubehör und natürlich gibt es Fisch in allen Variationen. Daraus ergeben sich in drei Kneipen Auftrittsmöglichkeiten für jeweils zwei Bands, sowie die große Bühne im Theater im Fischereihafen (Tif). Von 19.00 Uhr an ist es somit möglich in den verschiedenen Locations unterschiedlichste Bands in verschiedensten Qualitäten zu erleben, Bands aus der Region haben hier Gelegenheit sich zu präsentieren.

So schlendert man von Kneipe zu Kneipe, kurze Wege, gut überdacht machen auch bei Regen den Wechsel nicht zur Qual. Man trifft Musikerkollegen, Gäste und Zuhörer, tauscht sich über das Gehörte und Erlebte aus. Eine schöne Atmosphäre hat dieses Festival. Viele engagierte Menschen sind dabei, um Eintrittskarten bzw. –bänder zu verkaufen, zum äußerst fairen Kurs von 14,- € an der Abendkasse.

 Um 21.45 Uhr war es dann soweit. Die Stühle im Theater im Fischereihafen waren nahezu alle besetzt, an den Clubtischen vor der Bühne saßen, am Rand der Sitzreihen, auf den Treppen und im Eingangsbereich standen die Zuhörer und warteten gespannt auf den Beginn. Als illustren Gast erkannte und begrüßte ich Big Daddy Wilson, mit dem Kai schon oft gemeinsam auf der Bühne stand. Kai Strauss und seine Kollegen betraten die Bühne. Ganz unprätentiös begrüßte Kai die Gäste, womit der Kontakt zum Publikum souverän hergestellt wurde. Vom ersten Ton an mit dem Jimmy Rogers Klassiker You're The One wurde klar, hier gibt es den versprochenen mitreißenden Chicago-Blues. Präsent und groovig zeigte sich die Band, Thomas Feldmann an der Mundharmonika begann den Solistenreigen mit seinem unverwechselbaren Harpspiel. Freunden der elektrisch verstärkten Mundharmonika ist er eine schier unerschöpfliche Quelle mit seinen youtube-Videos, in denen er alle möglichen Verstärker, ob alt oder neu, von Fender bis Valco präsentiert. Im weiteren Verlauf des Abends spielte er auch noch Tenor- und Baritonsaxophon.

Strauss und Feldmann arbeiten musikalisch seit den 90er Jahren zusammen. Sie begründeten mit Erkan Özdemir die Bluescasters, die dann seit Mitte der 90er Jahre mit Memo Gonzalez aus Texas auf deutschen, europäischen und internationalen Bühnen reüssierten. Dieses fast blinde Verstehen der beiden zeigte sich in der Bandbesetzung der Electric Blues Allstars, z.B. wurde dies im unisono vorgetragenen Anfangschorus von My Back Scratcher sehr deutlich. Und dann die solistische Brillianz von Kai Strauss. An dieser Stelle möchte ich einfach nur Ralf Deckert zitieren, der in der bluesnews- Ausgabe Nr.84 so treffend schrieb: „ Strauss sieht man beim Spielen … stets an, dass er um jede Note regelrecht „kämpft“, dass er ein Klangarbeiter erster Güte ist. Ein ehrlicher Handwerker und charismatischer Frontmann zugleich.“ Und genauso erlebte ich ihn. GRANDIOS!

Um Drinkin´ Woman von der aktuellen CD I Go By Feel zu spielen, musste Kai Strauss die Gitarre wechseln, offen gestimmt für die Slide-Einlagen. Diesen Wechsel nutzte der Bandleader um die Mitglieder vorzustellen. Neben dem schon benannten Thomas Feldmann an Mundharmonika und Saxophon gehören zu den Electric Blues Allstars Moritz Mo Fuhrhop an den Tasten, Kevin Duvernay am Bass und Alex Lex am Schlagzeug. Mo Fuhrhop kennt man aus seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Henrik Freischlader, sowie mit Jimmy Reiter. Alex Lex, übrigens bekennender Motörhead-Fan, sammelte seine Blueserfahrungen mit dem grandiosen Harpspieler und Hohner-Endorser Keith Dunn. Kevin Duvernay aus Seattle, jetzt in Offenbach lebend, spielt mit Thomas Feldmann auch in der First Class Bluesband mit Christian Rannenberg am Klavier zusammen.

 Das erste Set verging wie im Flug, ich nutzte die Pause um einen Blick auf die anderen Bands zu werfen und blieb bei den Bremer Blues-Urgesteinen von Checkin´Up „hängen“. Deren Klang war vom Hammond-Leslie-Sound des Organisten und Pianisten Klaus Möckelmann, sowie vom charismatischen Frontmann und Gitarristen Michael Gienapp geprägt. Verstärkt wurden die beiden Solisten von Frank Rihm an der Mundharmonika, der gekonnt Chicago-Style-Harp-Klänge aus seinem HarpKing Verstärker zauberte. Ohne Bestuhlung war es in diesem Laden möglich sich tanzend und schwingend zu den dargebotenen Blues- und Soulklassikern zu bewegen. Nach dem bestuhlten Theatererlebnis bei Kai Strauss ein schöner Abschluss dieses tollen Festivals in Bremerhaven.<br />   &nbsp;