Dank des unermüdlichen Booking-Einsatzes von Andreas Bock, Schlagzeuger aus Hannover, konnte die Bremer Bluesgemeinde auch in diesem Jahr den grandiosen Harp-Spieler Mitch Kashmar aus Portland, Oregon im Meisenfrei begrüßen. Das Renommee des Künstlers und die Werbung zeigten Erfolg – der Laden war gut gefüllt.<br />   &nbsp;

Mitch Kashmar & the Blues- and Boogiekings im Meisenfrei Bremen, am 13.10.2015

 Wie im letzten Jahr auch schon trat er mit Andreas Bock am Schlagzeug und Niels v.d. Leyen am Piano auf. Neu in diesem Jahr war Jan Hirte aus Berlin an der Gitarre. Und ja dem Leser fällt nun auf: Wo ist der Bass? Eine Spezialität der Blues- and Boogiekings ist der Verzicht auf das rhythmusunterstützende Instrument. So fragt man sich anfangs, wird da etwas fehlen. Um es schon einmal vorweg zu nehmen: Nein!

Niels v.d. Leyen ist ein ausgezeichneter Boogie Woogie Spezialist, mit einer unglaublich stoischen linken Hand, der damit rhythmisch die Band führt und hält. Dabei unterstützt Andreas Bock mit seinem uhrwerkartigen Schlagzeugspiel dies im besonderen Maße und stellt das pfundige Fundament der Band. Jan Hirte komplettiert das Begleittrio in besonderer Weise, sowohl rhythmisch unterstützend als auch solistisch brillierend.

 Vom ersten Ton an mit IGot No Reason, bereits auf Kashmars Delta Groove Records Veröffentlichung „Live at Labatt“ der Opener, wurde die Spielfreude der Band sichtbar. Eine kurzweilige Ansage von Niels v.d. Leyen stellte seine Conferencier-Fähigkeiten unter Beweis. Bei der Vorbereitung auf diesen Konzertabend stellte ich fest, dass ich Mitch Kashmar bereits vier oder fünf Mal gesehen und gehört hatte. Aber man mag es kaum glauben, jedes Konzert hat seinen einzigartigen Charakter. Dies zeigte sich jetzt im Verlauf des Abends mit einer unglaublich spannenden Version von Route 66, einem Klassiker, der hier einmal ganz anders intoniert wurde. Und dann dieser Harpton, sehr elegant und unaufdringlich, kaum zu glauben, was man aus dem kleinen diatonischen Instrument von Hohner herausholen kann. Nur am Rande sei erwähnt, dass ein brandneuer Marble Harpwood von A.J. Folkerts aus Renkum in den Niederlanden in der Vorwoche fertig gestellt, das Harpspiel von Mitch Kashmar verstärkte. Und er ist auch ein wunderbarer Sänger mit einer sonoren, von einem warmen Timbre geprägten Stimme.<br />     So ging es mit einer weiteren markanten Spezialität des Meisters weiter. In Whiskey Drinkin´Woman, auch auf der o.g. Scheibe, begann Kashmar mit dem Spiel der höchsten Töne auf der Harp. Dies ist auch eines seiner Markenzeichen, mit dem man ihn aus der überschaubaren Menge der besten Harpspieler heraushören kann. Dieses Stück beflügelte die Musiker zu besonderen Einfällen: Jan Hirte wurde in seinem Solo immer leiser, ein aufmerksames Publikum folgte gebannt, und dann zog er das Kabel aus der Gitarre und man hörte den reinen Gitarrenton der roten Gibson ES 335. Sehr eindrucksvoll und hörenswert.

Nach Sugar Sweet von Muddy Waters folgte ein Jazz-Klassiker auf der Chromatischen Mundharmonika. Song For My Father von Horace Silver machte unmissverständlich klar, hier ist der Meister aller Harmonikaarten auf der Bühne und die Begleitmusiker hatten sichtlich Spaß an dieser Art Musik. Jumpin´Jive, komponiert von Niels v.d. Leyen, beendete in einer opulenten 11 Minuten-Version das erste Set. Alle Musiker hatten Gelegenheit ihre solistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, v.a. auch Andreas Bock mit einem impressionablen Schlagzeugsolo. Nicht Schnelligkeit und fixe Wirbel über alle Trommeln und Becken hinweg zeigten sein Können, sondern die überraschenden Effekte machten dieses Solo so einzigartig. Welche Töne macht ein Schlagzeugstock senkrecht stehend auf der Snare? Zuhörerinnen und Zuhörer waren ganz mitgerissen.

Die Pause nutzten viele Gäste zum Kauf von CD´s, auf denen man die Qualitäten der einzelnen Bandmitglieder gut mit nach Hause nehmen kann.<br />    Im 2. Set folgten dann Klassiker aus dem Repertoire von MitchKashmar ebenso wie Klassiker des Blues: Evil Man Blues, Mean Old Frisco, You Can’t Judge a Book by Its Cover usw. Auch hier setzte sich wieder die Spielfreude fort, dynamisch vorgetragen, Raum gebend, v.a. auch leise Töne nutzend, eben ein absoluter Hör- und Ohrenschmaus. Vom Shuffle über Rhumba hin zu Boogie-Krachern, hier war alles dabei.

 Nach zwei sehr unterschiedlichen Stücken in der Zugabe, einem Slow „Sad Night Hours“ und einem Rock´n´Roll- Stück „Sweet Lovin´ Mama“ ging der Abend nach 2 ½ Stunden bestens vorgetragener Blues- und Boogie-Musik zu Ende.

Mein Fazit dieses Abends: Auch ein sechstes, siebtes, achtes und und und Mal kann man sich Mitch Kashmar anhören, nicht nur als Harpjünger.<br />   &nbsp;