Welcome to the Letter from the United Kingdom!

Was für Bands gehören live zu den beliebtesten? Im Vereinigten Königreich zumindest sind das Tribute- oder Cover-Bands. Gruppen also, die den Leuten erlauben, auszugehen und live gespielt die Musik zu hören, mit denen man aufgewachsen ist. Das ist oftmals ziemlich gut, wenn die originalen Künstler nicht auf Tour oder ihre Karten zu teuer sind. Oder auch wenn man sie niemals mehr live erleben kann, weil sie schon gestorben sind.
 

Darren Weale’s 9. Brief aus dem Vereinigten Königreich

Das ist verständlich, macht es aber für neue, eigenständige Acts schwierig. Um die alten, eigenständigen Acts mal gar nicht zu erwähnen! Beide Arten von Künstlern machen großartige neue Musik, bekommen aber nicht das Publikum, dass sie verdienen. Wie viele Generationen von Fans haben so schon verpasst, die nächsten Rolling Stones zu entdecken, die nächsten The Who, den nächsten B.B. King – eben weil sie lieber losgehen und das immer gleiche Alte anschauen? Zu viele. So müssen in Großbritannien Musiker wie Albany Down, Andy Twyman, Kingsize Slime, Zoot Money‘s Big Roll Band oder The Downliners Sect vor kleinem Publikum in kleinen Läden spielen. Viele von ihnen haben wildes aber auch altes Talent, andere sind leuchtende neue Hoffnungen für den Blues. Aber die Coverbands machen mehr Geld und werden von mehr Leuten gesehen. Ist das nicht seltsam? Von dem was ich höre ist es auch in den USA nicht viel anders. Und so können wir Acts wie Moreland & Arbuckle oder Michael Katon hier im Vereinigten Königreich (und auch in Deutschland) erleben, wie sie ihre Brillanz präsentieren.

Was machen also eigenständige Bands und Musiker, um mit dem Problem umzugehen? Eine Route, die zur Zeit vielbefahren scheint, ist die Gründung von Super-Groups oder All-Star-Bands. Royal Southern Brotherhood ist schon als Super-Group beschrieben worden, weil ein Sohn von Greg Allman, einer der Neville Brothers und altgediente Musiker wie Mike Zito dazu gehörten. Eine Super-Group? Ich bin mir nicht sicher. Aber einiges von ihrer Musik ist tatsächlich super. Und dann gibt es da die All Stars. Nicht immer bestehen sie aus geläufigen Namen, doch oft gehören zu ihnen einige ernstzunehmende Musiker mit einer beeindruckenden Geschichte. Bei The City Boys Allstars in New York spielen ‚Blue‘ Lou Marini und Tom ‚Bones‘ Malone von der Blues Brothers Band neben Schwergewichten aus Soul und Jazz wie Angel Rissoff und Tony Kadleck in dem 13köpfigen Line-Up. Dann gibt es im Vereinigten Königreich The John O‘Leary/Alan Glen Allstar Blues Revue, deren Frontleute zeitweise bei Savoy Brown oder den Yardbirds gespielt haben. Letztens hat auch der Bruder von Jool‘s Holland, Chris die Chris Holland All-Star-Band gestartet. Und wiederum gibt es darin Musiker mit beeindruckender Herkunft. Eine andere neue Band aus den Staaten ist The Original Legends of the Blues, zu der James ‚Boogaloo‘ Bolden gehört, der 34 Jahre lang die Band von B. B. King geleitet hat. Auch Gitarrist Charlie Dennis hat lange bei King gespielt. Wirklich ein ganz ernstzunehmendes Talent.

Weißt Du, was großartig sein kann bei diesen neuen (und alten) All-Star und Super-Gruppen? Klar: Sie spielen bei ihren Auftritten Coverversionen. Aber die meisten von ihnen spielen ihre eigene, neue und eigenständige Musik. Ist das nicht gleichzeitig ironisch und wundervoll?

Be prosperous and enjoy your live music and all that is German!