LogoAls Online-Journalist bekommt man eine Menge Anfragen von Musikern. Viele Bands wollen Tipps, wo sie denn hier in der Gegend auftreten könnten. Gerne gebe ich da Ratschläge. Doch es wird immer schwieriger, welche zu finden. Jetzt gibt es in Greifswald neben dem „Kronprinzen“ überhaupt keine Kneipe mehr, die Live-Musik anbietet.

Zuletzt stellte der „Fliegende Schwan“ in der Steinbeckerstraße seine Konzerttätigkeit ein. Mit viel Engagement und auch musikalischem Geschmack hatte dessen Chef in den letzten Jahren Musiker aus ganz Deutschland eingeladen. Doch nur selten kamen mehr als ein kleiner Haufen Leute, um sich zumeist unbekannte Bands anzuhören. Jetzt hat er keine Lust mehr. Und wahrscheinlich auch nicht genug Geld, um es regelmäßig bei Konzerten aus dem Fenster zu werfen.

Gerade für „normale“ Rockmusik oder Blues kommt das so ziemlich einer Todesnachricht gleich. Denn was nicht ins Konzept von „Klex“ oder „IKUWO“ passt, findet jetzt in der Stadt einfach nicht mehr statt. Abgesehen vielleicht von paar intellektuell anspruchsvollen, aber musikalisch oft zweifelhaften Avantgarde-Jazz-Konzerten im Medienzentrum.

Aber nicht nur in Greifswald ist die Lage so schlimm. Bands aus der Gegend werden von den Kneipern fast gar nicht wahrgenommen. Da hilft es auch nichts, dass großartige Musiker wie Doctor T CDs schicken. Es wird noch nicht mal ne Absage per Mail zurück geschickt. Das führt bei Fans von Live-Musik zu Überlegungen, die Sache langsam selbst in die Hand zu nehmen. Sei es, weil Greifswald eigentlich ganz gut ein Blues-Festival vertragen könnte. Oder sei es, dass Leute über die Gründung eines Vereins nachdenken, der Konzerte mit Musikern organisiert, die sie selbst gerne mal hier hören wollen. Spruchreif ist das alles leider noch nicht.

Anbieten könnte ich mittlerweile etliche Acts, die zu gerne in die Stadt kommen möchten:

  • The Stimulators wollen im Juni einen Anschlussgig an Auftritte auf der Insel Rügen spielen.
  • 8 Ball Aitken will im Frühjahr wieder nach Deutschland kommen und einen 2010 kurzfristig gescheiterten Ausflug nach Greifswald nachholen.
  • Top Shelf Jazz aus Großbritannien wollen ihre typisch britische Mixtur aus Swing und Cabaret 2011 endlich auch auf dem europäischen Festland präsentieren. Und ein Ausflug nach Greifswald im Zusammenhang mit Gigs in Hamburg oder Berlin ist schon fast eingeplant. Einbinden ließe sich dies in eine zünftige Swingparty, die es in der Stadt nicht nur nach meiner Meinung schon viel zu lange nicht mehr gab. Doch wo könnte man so was machen?

Und wenn man den Bands gleichzeitig anbietet, sie im Radio zu präsentieren (dafür gibt’s ja mittlerweile paar wirklich gute Sendungen von Saitensprung über Jazz Mondo bis hin zum Crossroad Cafe), sind die Kosten für die Musiker dann eher noch nebensächlich. Also: Wer konkrete Ideen, Räumlichkeiten oder gar Geld für Live-Musik hat, kann sich gerne mit uns per Kommentar oder Mail in Verbindung setzen. Wir leiten das gerne an die Musiker weiter. Und wir helfen dabei, die Konzerte auch möglichst breit bekannt zu machen.